In einer uns vorliegenden E-Mail vom 1. Dezember verschickte allem Anschein nach das Zweigbüro Zentraleuropa in Selters eine Bitte um Unterstützung an Mitglieder in wichtigen Funktionen. „Gesucht werden positive Statements von Behörden, aber auch von Fachleuten wie Schuldirektoren, Lehrern, Professoren, Akademikern“. Sie sollten sich, möglichst mit offiziellem Briefkopf, positiv zu den Zeugen Jehovas äußern: Zur ihrer Erfahrung zu Kindererziehung, dem Material der Organisation für Kinder oder positiven Beiträgen von Zeugen Jehovas-Jugendlichen in der Gesellschaft. Der Grund für dieses Ersuchen sei eine besorgniserregende Entwicklung in Japan, das Land sollte jedoch bitte nicht namentlich genannt werden.
Dieses recht hilflos wirkende Schreiben scheint damit die Reaktion der Organisation auf die gute Arbeit japanischer Kolleginnen und Kollegen zu sein, die Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Organisation der Zeugen Jehovas anprangern – und von Staat und Gesellschaft gehört werden. Hier einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
- Gruppe von Anwälten prangert Menschenrechtsverletzungen an Kindern an
- Umfrage zu sexuellem Missbrauch durch JW Child Abuse Damage Archive
- Schreiben vom Zweigbüro Zentraleuropa vom 1. Dezember 2023 mit Bitte um Unterstützung
- Übersetzte Artikel
- Quellen
1. Gruppe von Anwälten prangert Menschenrechtsverletzungen an Kindern an
„Wir wollen die Verletzung der Menschenrechte von Anhängern der zweiten Generation stoppen“, so Jun Tabata, Mitglied der Anwaltsgruppe, die sich für Menschen, die in die Zeugen Jehovas hineingeboren sind, einsetzt (Zitat aus dem Artikel bei Sumikai vom 2. März 2023). Die Gruppe hatte Schilderungen Betroffener gesammelt, u.a. zum sogenannten Blutverbot und körperlicher Bestrafung, und in einem Bericht zusammengestellt. Diesen überreichte sie am 27. Februar 2023 ans Gesundheitsministerium. 77 von 78 Betroffenen gaben an, in ihrer Jugend körperliche Misshandlung erfahren zu haben.
Kurz zuvor, im Dezember 2022, hatte das Ministerium seine Richtlinien für den Umgang mit Missbrauch an Kindern von Angehörigen religiöser Gruppen veröffentlicht. Darin heißt es etwa, dass die Verweigerung von Bluttransfusionen einer Vernachlässigung gleichkomme. Zum Thema Blutverbot hatten die Zeugen Jehovas eine Presseerklärung herausgegeben, in der sie ihre ablehnende Haltung bekräftigten. Siehe dazu auch die Übersetzung des Artikels vom 28. Februar 2023 in UCA News.
Pressekonferenz zu Umfrage zu Missbrauchserfahrungen
Am 20. November 2023 präsentierte die Gruppe die Ergebnisse einer Online-Befragung an über 581 (ehemaligen) Mitgliedern von Zeugen Jehovas. Erneut ging es um das Bluttransfuisonsverbot, um körperliche Misshandlung, um soziale Isolation und Indoktrination. Darüber wurde in diesen englischen TV-Beiträgen bei NHK – World Japan vom 20. November 2023 sowie bei NTV News 24 vom 20. November 2023 berichtet oder in diesem Artikel vom 21. November in The Asahi Shimbun, hier mit Übersetzung.
Die Befragung zeichnete ein trauriges Bild des Aufwachsens als Zeuge-Jehovas-Kind:
- Mehr als 80 % der Befragten gaben an, dass sie eine Karte bzw. Ausweis besassen, aus dem hervorgeht, dass die Eltern nicht wollen, dass ihren Kindern Bluttransfusionen verabreicht werden.
- 92 % Prozent der Befragten gaben an, Schlagen mit bloßen Händen, Linealen oder Gürteln erlebt zu haben.
- 96 % der Befragten gaben zudem an, dass sie an bestimmten Unterrichtsstunden und Schulveranstaltungen nicht teilnehmen durften .
All diese Themen wurden in Leitlinien des Gesundheitsministeriums vom Dezember 2022 als Kindesmissbrauch eingestuft.
Die Staatsministerin für Kinderfragen, Ayuko Kato, sagte auf einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung: „Kindesmissbrauch darf niemals toleriert werden, auch wenn er auf religiösen Überzeugungen beruht“ (s. Übersetzung des Artikels vom 21. November in The Asahi Shimbun).
Zum Thema Bluttransfusionsverbot berichteten die Medien auch über einen jungen Mann: Er musste als Kind auf eine notwendige Herzoperation acht Jahre lang warten bis zu seinem 18. Geburtstag, weil seine Eltern die Gabe einer Bluttransfusion ablehnten. Siehe dazu diesen englischen Artikel vom 21. November in The Asahi Shimbun.
Anhörung im Parlament
Am gleichen Tag als die Anwaltsgruppe den Bericht präsentierte, veranstaltete die wichtigste Oppositionspartei, die Demokratische Verfassungspartei Japans, eine Anhörung im Parlament.
Bei der Medienkonferenz kamen auch zwei ehemalige Mitglieder der Zeugen Jehovas zu Wort. Einer dieser Ehemaligen sagte aus, er habe als Verbindungsmitglied zu einer medizinischen Einrichtung Mitglieder angewiesen, Bluttransfusionen abzulehnen, obwohl er keine medizinischen Kenntnisse oder Qualifikationen besaß (s. Übersetzung des Artikels vom 21. November in The Asahi Shimbun).
2. Umfrage zu sexuellem Missbrauch durch die Gruppe JW Child Abuse Damage Archive
Eine Gruppe von ehemaligen Zeugen Jehovas, die sich JW Child Abuse Damage Archive nennt, überreichte am 7. November der Behörde für Kinder und Familien einen Bericht zu sexuellem Missbrauch innerhalb der Religionsgemeinschaft und forderte Massnahmen.
Der Bericht basierte auf einer Umfrage im Juli 2023 auf der Social-Media-Plattform X. Im Anschluss an die Umfrage wurden 11 Personen zwischen dem Ende der Umfrage und dem 18. Oktober sowohl online als auch persönlich interviewt. Zwei Fachpersonen überprüften die Ergebnisse. Siehe dazu die Übersetzung des Artikels vom 9. November 2023 in The Asahi Shimbun sowie die Übersetzung des Artikels vom 4. Dezember 2023 in The Asahi Shimbun.
Das Ergebnis dieser Befragung zeigte ein verheerendes Ausmass von genannten sexuellen Übergriffen verschiedener Art:
- Von den Befragten gaben 37 an, von Mitgliedern der Zeugen Jehovas sexuell missbraucht worden zu sein. 35 von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt minderjährig.
- Von den Befragten wurden 42, darunter 15 als Minderjährige, in einem Rechtskomitee gezwungen, von ihren sexuellen Erfahrungen zu erzählen. Über 60 % der Befragten gaben an, dass sie immer noch Schwierigkeiten haben, mit dieser Erfahrung fertig zu werden.
- 139 der Befragten gaben an, dass sie unangemessenen sexuellen Ausdrücken wie „Analsex“, „Sodomie“ und „Oralsex“ ausgesetzt waren, neben vielen anderen Dingen. Mehr als 80 % sagten, sie seien unter 12 Jahre alt gewesen, als sie zum ersten Mal von solchen Dingen hörten.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gilt es als sexueller Missbrauch, „wenn unter dem Deckmantel der Erziehung Materialien mit sexuell eindeutigem Inhalt gezeigt oder mündlich weitergegeben werden, die für das Alter der Person unangemessen sind“, und „wenn jemand gezwungen wird, mit Mitarbeitern einer religiösen Organisation über persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit seiner Sexualität zu sprechen“ (s. Übersetzung des Artikels vom 28. November in The Asahi Shimbun).
Medienkonferenz des JW Child Abuse Damage Archive
Am 28. November hielt die Gruppe in Tokyo eine Medienkonferenz ab. Die Gründerin der Gruppe mit dem Pseudonym Michiko, selbst Betroffene sexuellen Missbrauchs innerhalb der Zeugen Jehovas, sagte, dass die Umfrage gemacht wurde, weil nur wenige Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs im Lande erstattet würden, jedoch zahlreiche mutige Betroffene sich dazu in den sozialen Medien äußerten.
An der Pressekonferenz in Tokyo nahm auch ein Ältester, ebenfalls unter einem Pseudonym, teil. Er äußerte sich zu den Vorgaben der Glaubensgemeinschaft: „Innerhalb der Organisation gab es eine Regel, Probleme nur dann anzusprechen, wenn es zwei oder mehr Zeugen gab, was oft dazu führte, dass Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern, die in einer Umgebung ohne Aufsicht durch Dritte stattfanden, außer Acht gelassen wurden.“
„In Japan besteht die Verpflichtung, Kindesmissbrauch den Kinderberatungsstellen zu melden, aber anstatt dass die Ältesten entscheiden, eine Meldung zu machen, besteht das Verfahren darin, zuerst die japanische Zweigstelle anzurufen, um sich beraten zu lassen. Das wirft Fragen über die Absichten der Organisation auf“ (Zitate aus der Übersetzung des Artikels vom 28. November in The Asahi Shimbun).
Die große politische und gesellschaftliche Resonanz auf die Informationen japanischer Aktivistinnen und Aktivisten dürfte auch mit der kürzlichen Ermordung des ehemaligen Premierministers Shinzo Abe im Jahr 2022 zu tun haben. Der Täter war ein Mann, der sich als Opfer der Moon-Sekte verstand. Dieses Ereignis sensibilisierte die japanische Gesellschaft und Politik für die Gefahren vereinnahmender Gruppen. Dazu kommt, dass Japan sehr säkular ist und das Christentum eine untergeordnete Rolle spielt.
3. Schreiben vom Zweigbüro Zentraleuropa mit Bitte um Unterstützung
Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Entwicklungen in Japan kann man das uns vorliegende Schreiben von Selters als Versuch der Schadensbegrenzung verstehen.
PID.DE@jw.org
An: pid.de@jw.org
RE: EILIG: Bitte um Unterstützung
1. Dez. 2023 um 18:31:04 GMT
Liebe Schwestern und Brüder,
wir schreiben euch heute in einer sensiblen und sehr eiligen Angelegenheit, in der wir euch gern um eure Mithilfe bitten möchten.
In einer kurzfristig angesetzten Besprechung haben wir heute erfahren, dass wir das große Vorrecht haben, die Weltzentrale bei einem sehr wichtigen Projekt zu unterstützen.
Was ist die Problemstellung?
Unsere Brüder und Schwestern in Japan haben aktuell mit einem schwerwiegenden Problem zu kämpfen: Ein neues Ministerium, das erst ca. ein Jahr im Amt ist, geht bedauerlicherweise davon aus, dass die Kindererziehung von Jehovas Zeugen den Kindern schadet und sogar eine Art „Kindesmissbrauch“ darstellt. Das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung.
Wie könnt ihr helfen?
Gesucht werden positive Statements von Behörden, aber auch von Fachleuten wie Schuldirektoren, Lehrern, Professoren, Akademikern, etc. z. B. zu folgenden Themen:
- Zur Erfahrung mit der Kindererziehung von Eltern, die Zeugen Jehovas sind allgemein (liebevolle, fürsorgliche, ausgewogene Erziehung, angemessenes Interesse an Kindern)
- Zum Material für Kinder und Jugendliche auf jw.org
- Über Kinder von Zeugen Jehovas (sind z.B. in der Schule nicht auffällig, sondern vorbildlich; nehmen keine Drogen, sind nicht kriminell; sind gut integriert, ausgeglichen etc.)
- Über positive Beiträge unserer Jugendlichen in der Gesellschaft
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch in eurer jeweiligen Funktion selbst zu diesen Punkten äußert – möglichst auf mit einem offiziellen Briefkopf, der eure aktuelle Funktion zeigt. Außerdem sind wir natürlich auch sehr an weiteren Statements von Außenstehenden interessiert. Fallen euch vielleicht Kollegen oder andere Personen ein, die in diesem Zusammenhang fundierte Aussagen machen könnten? Falls ja, dann kontaktiert diese Personen doch bitte schnellstmöglich und bittet sie um eine schriftliche Aussage (falls möglich auch auf einem offiziellen Briefkopf). WICHTIG: In den gewünschten Statements, die nicht lang sein müssen, soll nicht auf Japan Bezug genommen werden sondern die Formulierung sollte eher allgemein gehalten sein. Auch sollte am besten nicht an eine konkrete Person adressiert werden sondern „to whom it may concern“ („Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „an die zuständige Stelle“).
Wenn ihr Außenstehende ansprecht, könntet ihr die Bitte damit begründen, dass in einem asiatischen Land ein neugegründetes Ministerium, das noch keine Erfahrung mit Jehovas Zeugen hat, aufgrund von Falschinformationen Vorurteile ggü. unserer religiösen Minderheit hat. Sicher würde ihnen die europäische Sicht hilfreich sein, da man hier bereits seit Jahrzehnten Erfahrungen mit Jehovas Zeugen gesammelt hat. Wir bitten euch, „Japan“ nicht zu erwähnen, aber die gewünschte Zielrichtung und die Dringlichkeit der Anfrage zu verdeutlichen.
Deadline:
Die Statements benötigen wir bereits im Laufe der nächsten Woche.
Wir betrachten es als ein Privileg, mit euch in diesem wichtigen Bemühen zusammenzuarbeiten und so zur „Verteidigung und gesetzlichen Befestigung der guten Botschaft“ beitragen zu können (Phil. 1:7). Bitte macht diese Angelegenheit doch auch zum Gegenstand eurer persönlichen Gebete. Wir sind völlig davon überzeugt, dass Jehova die gemeinsamen Bemühungen zur Ehre seines Namens segnen wird (2. Kor. 10:4, 5; Jes. 54:17).
Noch eine Bitte zum Schluss: Behandelt die Informationen bitte vertraulich und leitet diese E-Mail nicht ohne Rücksprache weiter!
Herzlichen Dank vorab für die wertvolle Unterstützung und ein schönes Wochenende
Eure Brüder
Zweigbüro Zentraleuropa
Öffentlichkeitsarbeit
Am Steinfels 1, 65618 Selters (Taunus)
E-Mail: pid.de@jw.org
Tel.: +49 6483 41-3110
4. Übersetzte Artikel
Japanische Anwälte verurteilen Verbot von Bluttransfusionen durch christliche Gruppe
Artikel vom 28. Februar 2023 in UCA News
Aus dem Englischen übersetzt von JZ Help
Die Zeugen Jehovas weigern sich, ihren Mitgliedern Bluttransfusionen für deren Kinder zu gestatten und berufen sich dabei auf religiöse Gründe
Eine in den USA ansässige christliche religiöse Gruppe in Japan hat ihren Mitgliedern verboten, Bluttransfusionen für ihre Kinder während medizinischer Behandlungen und in Notfällen durchzuführen, was gegen die Richtlinien der Regierung verstößt, so eine japanische Anwaltsgruppe.
„Dies ist ein ernstes Problem, bei dem es um das Leben von Kindern geht“, sagte ein Anwalt der Anwaltskammer Tokio gegenüber Reportern, wie die Zeitung Yomiuri am 27. Februar berichtete.
Die Zeugen Jehovas – eine christliche Gruppe mit Sitz in den Vereinigten Staaten – haben sich geweigert, ihren Mitgliedern Bluttransfusionen für ihre Kinder zu gestatten, und dies mit religiöse begründet.
Berichten zufolge müssen die Kinder eine „Identifikationskarte“ bei sich tragen, die im Falle eines Unfalls oder eines anderen Notfalls Ärzt:innen und andere Personen darüber informiert, dass der bzw. die Karteninhaber:in aus religiösen Gründen zwar eine medizinische Behandlung, aber keine Bluttransfusionen erhalten möchte.
Kotaro Tanaka, ein ehemaliges Mitglied der christlichen Gruppe, wies darauf hin, dass die Verweigerung notwendiger medizinischer Behandlung für Kinder, einschließlich Bluttransfusionen, „eine Form von Missbrauch“ sei.
Tanaka hatte eine Selbsthilfegruppe gegründet, die sich mit dem Problem der verweigerten medizinischen Versorgung befasst, nachdem sich einige Mitglieder der Zeugen Jehovas an ihn gewandt hatten, weil sie sich Sorgen um die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Kinder machten.
Die Unterstützungsgruppe besteht aus 15 Anwält:innen und Ärzt:innen, von denen sechs ehemalige Mitglieder sind, die als Zeugen Jehovas der zweiten Generation aufgewachsen sind, berichtete die Zeitung Asahi.
Die Gruppe hat einen Bericht zu diesem Thema erstellt, der am 27. Februar den Behörden zur weiteren Bearbeitung übergeben wurde.
In 77 der 78 untersuchten Fälle gaben die Betroffenen an, dass sie in ihrer Jugend ausgepeitscht und gezwungen wurden, die Lehren der Organisation zu glauben.
Die eklatante Verweigerung dringend benötigter medizinischer Versorgung durch die religiöse Gruppe ist weit verbreitet, obwohl das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales klare Richtlinien herausgegeben hat, die es Japans Gemeinden ermöglichen sollen, Kinder vor Schaden aufgrund religiöser Überzeugungen zu bewahren.
Zuvor hatte die Gruppe der Zeugen Jehovas als Reaktion auf die Richtlinien der Regierung eine Presseerklärung herausgegeben, in der sie ihre Haltung zu dieser Praxis bekräftigte.
In der Presseerklärung hieß es, dass Eltern, die Anhänger der Zeugen Jehovas sind, „die ernste Verantwortung verstehen, ihren Glauben an ihre Kinder weiterzugeben und sie zu lehren, nach einer gesunden Moral zu leben“, berichtete die Zeitung Yomiuri.
Im Jahr 2000 entschied der Oberste Gerichtshof Japans, dass eine Person das Recht hat, eine Bluttransfusion aufgrund ihrer religiösen Überzeugung abzulehnen.
Im Jahr 2008 gaben die Japanische Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Zelltherapie und andere jedoch Richtlinien heraus, die besagen, dass Bluttransfusionen bei Menschen unter 15 Jahren durchgeführt werden sollten, wenn Lebensgefahr besteht, auch wenn sie oder ihre Eltern die Zustimmung verweigern.
Ein Verantwortlicher des japanischen Zweigs der Zeugen Jehovas erklärte, die gegen sie erhobenen Vorwürfe seien falsch und irreführend.
„Es gibt verzerrte Berichte und falsche Schlussfolgerungen, die nur auf Kommentaren von verärgerten Personen beruhen, die früher mit [den Zeugen Jehovas] verbunden waren, und solche Meinungen sind sachlich falsch“, berichtete die Zeitung Asahi.
Laut der Website der Zeugen Jehovas gibt es in Japan 214.359 Prediger:innen, welche die Bibel lehren, und 2.893 Gemeinden.
159 berichten, als Zeugen Jehovas sexuell missbraucht worden zu sein
Artikel vom 9. November in The Asahi Shimbun
Aus dem Englischen übersetzt von JZ Help
Von AMANE SHIMAZAKI/ Redakteurin
9. November 2023 um 17:15 JST
Laut einer von einer Gruppe von Ehemaligen durchgeführten Umfrage berichteten derzeitige und ehemalige Zeugen Jehovas über 159 Fälle von sexuellem Missbrauch durch Mitglieder, viele davon durch Personen in Führungspositionen.
Die Gruppe ehemaliger Anhänger der zweiten Generation, die sich „JW child abuse damage archive“ nennt, gab die Ergebnisse am 7. November an die zuständigen Ministerien und Behörden weiter.
Für den 28. November ist eine Pressekonferenz geplant.
Die Mitglieder der Gruppe hoffen, dass das Problem als soziale Herausforderung untersucht wird und als Weckruf für Menschenrechtsverletzungen dient, die auch in anderen Religionen vorkommen können.
In der Umfrage, zu der die Gruppe im Juli online aufgerufen hatte, gingen 159 gültige Antworten ein.
Fünfunddreißig Befragte gaben an, als Minderjährige von Anhängern sexuell missbraucht worden zu sein.
Der sexuelle Missbrauch, dem sie ausgesetzt waren, umfasste 24 Fälle, in denen sie „über der Kleidung oder direkt am Körper berührt wurden“, 11 Fälle, in denen sie „in Unterwäsche oder nackt betrachtet oder fotografiert wurden“, neun Fälle, in denen „Lippen, Zunge oder andere Körperteile auf den Körper gelegt wurden“ und vier Fälle, in denen sie „zum Sex gezwungen wurden“.
Die Befragten hatten die Möglichkeit, mehrere Antworten auszuwählen.
Neunzehn der Befragten gaben an, dass es sich bei dem Täter um ein Mitglied in einer Autoritätsposition handelte, z. B. um einen „Ältesten“, der ein regionaler Leiter ist, und um einen „Dienstamtsgehilfen“, der den Ältesten hilft.
Als sie sexuell missbraucht wurden, waren sieben der Befragten Vorschulkinder, 19 waren Grundschüler und die restlichen neun waren Schüler der Junior High School oder älter.
Unabhängig davon gaben 139 Befragte an, dass ihnen für ihr Alter ungeeignete Veröffentlichungen mit sexuell eindeutigem Material gezeigt oder Geschichten mit sexuell eindeutigem Material erzählt wurden.
Diese Handlungen werden nach den Ende letzten Jahres veröffentlichten Leitlinien des Sozialministeriums als sexueller Missbrauch betrachtet.
Darüber hinaus gaben 42 Befragte an, dass sie gezwungen worden waren, mit Ältesten und anderen Personen über ihre sexuellen Erfahrungen vor einer offiziellen Ausschussanhörung zu sprechen.
Die internationale christliche Glaubensgemeinschaft, die in den 1870er Jahren in den Vereinigten Staaten gegründet wurde, predigt, dass vorehelicher Sex in der Bibel verurteilt wird.
Gegenüber der Zeitung Asahi erklärten die Zeugen Jehovas: „Wir dulden keinen Kindesmissbrauch in irgendeiner Form. Insbesondere der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine äußerst böse Tat, und wir verabscheuen solche Taten“.
Laut der Website der Zeugen Jehovas gibt es derzeit etwa 8,7 Millionen Mitglieder in 239 Ländern weltweit, mit etwa 214.000 getauften Mitgliedern in Japan.
In einem Interview sagte eine 38-jährige Befragte, sie sei im Alter von 9 bis 12 Jahren mehr als 100 Mal von einem älteren Anhänger sexuell missbraucht worden.
Die ehemalige Anhängerin sagte, dass sie sich jedes Mal deprimiert fühlte, wenn ein Diener der Zeugen Jehovas zu ihr nach Hause kam. Ihre Eltern waren Mitglieder.
Der Mann, der damals etwa 25 Jahre alt war, spielte mit ihr, und sie betrachtete ihn fast wie einen älteren Bruder.
Als sie nicht mehr zur Schule ging und tagsüber allein zu Hause blieb, begann der Mann, ihr zwei- bis dreimal pro Woche Süßigkeiten zu bringen.
Eines Tages rieb der Mann ihren Bauch über ihre Kleidung und fragte: „Geht es dir gut?“
Nach und nach begann er, seine Hände unter ihre Kleidung zu stecken. Er berührte ihre Brüste, leckte über ihr Gesicht und ihren Hals und küsste sie sogar.
Als sie etwa 12 Jahre alt war, berührte er sie zwischen den Beinen.
Sie fühlte sich krank und hatte Angst, aber sie konnte ihm nicht sagen, dass er aufhören sollte.
In Anbetracht seiner Stellung in der örtlichen Gemeinde hatte sie das Gefühl, dass sie in Gefahr sein könnte, wenn sich das herumspricht.
Die Frau lebte lange Zeit zurückgezogen und zog von einem Job zum anderen. Sie wurde von zittrigen Händen geplagt und hatte Schwierigkeiten zu schlafen.
Sie ist seit etwa zwei Jahren beurlaubt, nachdem bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung und Depressionen diagnostiziert worden waren.
„Sexueller Missbrauch an Kindern sollte in der Gesellschaft nicht erlaubt sein, unabhängig von der Religion“, sagte die Frau. „Ich möchte die Kirche fragen, wie sie Kinder schützen will, wenn es innerhalb der Gemeinde sexuellen Missbrauch gibt“.
Miyako Shirakawa, eine Psychiaterin, die Opfer von sexuellem Missbrauch behandelt, sagte, die Ergebnisse der Umfrage seien wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs, aber sie seien von großer gesellschaftlicher Bedeutung, da sie ein erster Schritt zum Verständnis des tatsächlichen Ausmaßes des Problems seien.
„Ich war überrascht, dass so viele Menschen in der Lage waren, sich zu äußern“, sagte sie.
Shirakawa hat Fälle von sexuellem Missbrauch durch christliche Geistliche, entweder katholisch oder protestantisch, einschließlich der Zeugen Jehovas, und durch buddhistische Priester kennengelernt.
„Selbst wenn Opfer Missbrauch melden, wird ihnen oft nicht geglaubt, wenn der Täter eine Autoritätsposition innehat“, sagte sie. „Manchmal behindern auch religiöse Überzeugungen, wie etwa die, dass das Aussprechen von Missbrauch als Blasphemie und Verrat an der Kirche und Gott angesehen wird, die Offenlegung. Shirakawa sagte, dass die Zentralregierung oder eine dritte Organisation den Status von sexueller Gewalt in religiösen Gemeinschaften ermitteln sollte.
Umfrage: 80 % der Ex-Zeugen Jehovas haben eine „Kein-Blut-Karte“
Artikel vom 21. November in
The Asahi Shimbun
Aus dem Englischen übersetzt von JZ
Help
November 21, 2023 um 16:31 JST
Im Rahmen einer Umfrage, die den Missbrauch unter den Zeugen Jehovas dokumentiert, geben 81 Prozent der Anhänger:innen der zweiten Generation an, Karten zu besitzen, die ihre Weigerung, Bluttransfusionen zu erhalten, belegen.
Laut der Umfrage, die von einem Team von Anwälten veröffentlicht wurde, gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass sie körperliche Misshandlungen, wie z. B. Auspeitschungen, erlebt haben.
„Es gibt Berichte, dass diese missbräuchlichen Praktiken seit mehreren Jahrzehnten an verschiedenen Orten durchgeführt werden, was auf eine Kontinuität und einen systematischen Charakter (des Missbrauchs) hindeutet“, berichtete einer der Anwälte.
Kotaro Tanaka, ein Anwalt des Untersuchungsteams, sagte auf einer Pressekonferenz am 20. November: „Die Mitglieder wurden schon als Kinder missbraucht. Sie könnten noch jahrzehntelang, manchmal ihr ganzes Leben lang, Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sein.
„Es ist notwendig, diese ernste Realität zu verstehen und als Gesellschaft Wege zu finden, den Missbrauch zu stoppen“, sagte er.
Das Untersuchungsteam legte seinen Bericht der Behörde für Kinder und Familien vor.
Ayuko Kato, Staatsministerin für Kinderpolitik, sagte auf einer Pressekonferenz nach einer Kabinettssitzung: „Kindesmissbrauch darf niemals toleriert werden, auch wenn er auf religiösen Überzeugungen beruht.“
Die wichtigste Oppositionspartei, die Demokratische Verfassungspartei Japans, veranstaltete am 20. November eine Anhörung im Parlament, an der zwei ehemalige Mitglieder teilnahmen, die in einer Familie von Zeugen Jehovas geboren wurden.
Einer von ihnen sagte aus, er sei ein „Verbindungsmitglied zu einer medizinischen Einrichtung“ und habe Anhänger:innen angewiesen, Bluttransfusionen abzulehnen, obwohl er keine medizinischen Kenntnisse oder Qualifikationen besaß.
Das Juristenteam, das ehemaligen Zeugen Jehovas sowie Kindern von Mitgliedern rechtlichen Beistand leistet, führte die Umfrage über angeblichen Kindesmissbrauch im Zusammenhang mit den religiösen Überzeugungen der Glaubensgemeinschaft durch.
Sie baten zwischen Mai und Juni um Antworten von Anhängern und ehemaligen Anhängern über ihre Website und Experten zum Thema Zeugen Jehovas der zweiten Generation. Insgesamt haben 581 Personen geantwortet.
In der Umfrage wurde unter anderem nach der Verweigerung von Bluttransfusionen, körperlichen Übergriffen wie Auspeitschungen, Zwangspropaganda und Einschränkungen bei sozialen Interaktionen gefragt.
In den Ende letzten Jahres veröffentlichten Leitlinien des Gesundheits- und Wohlfahrtsministeriums, in denen Kindesmissbrauch durch religiöse Eltern definiert wird, wurden all diese Themen als Kindesmissbrauch eingestuft.
Einige der Fragen zielten auf Menschen ab, die in Familien von Religionsanhängern geboren wurden. Das Team befragte diejenigen, die unter 18 Jahre alt waren, als sie an den religiösen Aktivitäten teilnahmen.
Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie entweder eine Karte zur Verweigerung von Bluttransfusionen oder einen Ausweis besitzen, aus dem hervorgeht, dass die Eltern nicht wollen, dass ihren Kindern Bluttransfusionen verabreicht werden.
Unter den Anhänger:innen wird das Schlagen mit bloßen Händen, Linealen oder Gürteln als „Auspeitschen“ bezeichnet. Zweiundneunzig Prozent der Befragten gaben an, dass sie dies schon einmal erlebt haben.
Außerdem gaben 96 Prozent der Befragten an, dass sie an bestimmten Unterrichtsstunden und Schulveranstaltungen nicht teilnehmen durften.
Als Reaktion auf die Studie erklärten die Zeugen Jehovas gegenüber der Asahi Shimbun: „Wir zwingen Kindern unsere Religion nicht auf und dulden keinen Kindesmissbrauch.“
(Dieser Artikel wurde von Amane Shimazaki, Senior Staff Writer, Ryuichi Kitano und Yuki Kawano geschrieben).
Kinder von Zeugen Jehovas legen Bericht über sexuellen Missbrauch vor
Artikel vom 28. November 2023 in Japan Times
Aus dem Englischen übersetzt von JZ Help
Von Karin Kaneko
Eine Gruppe von Kindern der Zeugen Jehovas (ehemalige Zeugen Jehovas der zweiten Generation, Anm. JZ Help) hat am Dienstag einen Bericht über sexuellen Missbrauch innerhalb der religiösen Organisation bei der Behörde für Kinder und Familien eingereicht und gefordert, dass Maßnahmen ergriffen werden.
Der Bericht basiert auf einer Umfrage, die vom JW Child Abuse Damage Archive in sozialen Medien durchgeführt wurde. Er besagt, dass die häufigsten Täter sexuellen Missbrauchs „einfache Zeugen“ und „Älteste“ waren. 35 der Befragten, die zum Zeitpunkt des Missbrauchs minderjährig waren, gaben an, dass sie glauben, von Mitgliedern der Organisation sexuell missbraucht worden zu sein.
„Während einer Zusammenkunft in unserem Haus kam ein Zeuge in mein Zimmer, ließ uns allein, drückte mich auf das Bett und hatte fast Geschlechtsverkehr mit mir“, sagte einer der Befragten.
Solche Vorfälle ereigneten sich zumeist in den Wohnungen der Opfer und in Versammlungssälen oder Königreichssälen, die als Orte der Religionsausübung der Zeugen Jehovas dienen. Mehr als 90 % der Übergriffe wurden von Mitgliedern derselben Versammlung verübt, die sich regelmäßig traf.
Darüber hinaus wurden 42 Befragte, darunter 15 Minderjährige, gezwungen, den Ältesten in einem Rechtsausschuss – der die angeblichen Sünden eines Zeugen untersucht – von ihren sexuellen Erfahrungen zu erzählen, und sie empfanden es als eine Form des sexuellen Missbrauchs, über solche Dinge zu sprechen. Über 60 % der Befragten gaben an, dass sie immer noch Schwierigkeiten haben, mit dieser Erfahrung fertig zu werden.
Unter anderem gaben 139 Befragte an, dass sie unangemessenen sexuellen Ausdrücken wie „Analsex“, „Sodomie“ und „Oralsex“ ausgesetzt waren, neben vielen anderen Dingen. Insgesamt 137 Befragte berichteten, dass sie noch minderjährig waren, als sie zum ersten Mal mit solchen Begriffen konfrontiert wurden, wobei 35 % der Befragten sagten, sie seien unter 6 Jahre alt gewesen, und mehr als 80 % sagten, sie seien unter 12 Jahre alt gewesen.
Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales gilt es als sexueller Missbrauch, „wenn unter dem Deckmantel der Erziehung Materialien mit sexuell eindeutigem Inhalt gezeigt oder mündlich weitergegeben werden, die für das Alter der Person unangemessen sind“, und „wenn jemand gezwungen wird, mit Mitarbeitern einer religiösen Organisation über persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit seiner Sexualität zu sprechen“.
Das JW Child Abuse Damage Archive führte die einmonatige Umfrage im Juli durch, indem es auf der Social-Media-Plattform X um Antworten bat, wobei zwei Kinderpsychologen die Ergebnisse überprüften. Es gingen 159 gültige Antworten ein.
Im Anschluss an die Umfrage wurden 11 Personen zwischen dem Ende der Umfrage und dem 18. Oktober sowohl online als auch persönlich interviewt.
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag sagte die Gründerin der Gruppe, die sich für das Pseudonym Michiko entschieden hat, dass die Umfrage ins Leben gerufen wurde, weil nur wenige Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs im Lande erstattet werden.
„Aber gleichzeitig gibt es zahlreiche mutige Menschen, die ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen bei den Zeugen Jehovas in den sozialen Medien teilen. Ich selbst bin eine Überlebende von sexuellem Missbrauch in der Kindheit bei den Zeugen Jehovas“, fügte sie hinzu.
Ein Ältester der Zeugen Jehovas der zweiten Generation, der unter dem Pseudonym Yuuki auftritt, sagte, dass die Leitung der religiösen Organisation im Umgang mit Berichten über sexuellen Missbrauch nachlässig war und dass die Organisation sich darauf konzentrierte, ihren Ruf zu wahren und die rechtliche Verantwortung zu vermeiden“.
„Innerhalb der Organisation gab es eine Regel, Probleme nur dann anzusprechen, wenn es zwei oder mehr Zeugen gab, was oft dazu führte, dass Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern, die in einer Umgebung ohne Aufsicht durch Dritte stattfanden, außer Acht gelassen wurden“, sagte Yuuki.
„In Japan besteht die Verpflichtung, Kindesmissbrauch den Kinderberatungsstellen zu melden, aber anstatt dass die Ältesten entscheiden, eine Meldung zu machen, besteht das Verfahren darin, zuerst die japanische Zweigstelle anzurufen, um sich beraten zu lassen. Das wirft Fragen über die Absichten der Organisation auf“, fügte er hinzu.
Ex-Zeugen-Jehovas können die Anhörungen zum vorehelichen Sex nicht vergessen
Von AMANE SHIMAZAKI/ Redakteurin
Artikel vom 4. Dezember 2023 in The Asahi Shimbun
Aus dem Englischen übersetzt von JZ Help
4. Dezember 2023 um 18:37 JST
Ehemalige Zeugen Jehovas sagten, dass sie immer noch unter den aufdringlichen Fragen über ihre sexuellen Erfahrungen leiden, die ihnen als Teenager von Leitern der religiösen Organisation gestellt wurden.
Bei der internationalen christlichen Glaubensgemeinschaft werden die Mitglieder von regionalen Leitern, den so genannten Ältesten, vor einem Justizkomitee verhört, wenn sie im Verdacht stehen, gegen Regeln wie das Verbot von vorehelichem Sex zu verstoßen.
Zweiundvierzig derzeitige und ehemalige Anhänger:innen gaben an, sie seien gezwungen worden, vor einer Ausschussanhörung über sexuelle Erfahrungen zu sprechen, so eine Umfrage einer Gruppe ehemaliger Anhänger der zweiten Generation, genannt „JW child abuse damage archive“.
Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich aufgrund der Ereignisse bei den Anhörungen in ihrem Leben immer noch unwohl fühlen.
Eine ehemalige Anhängerin der zweiten Generation in ihren 40ern sagte, sie sei bei einer Anhörung des Justizausschusses über ihre Beziehung zu ihrem Freund befragt worden, als sie 18 war.
Während der zweistündigen Anhörung wurde sie gefragt, wie oft sie Sex hatte und zu welchen Zeiten und an welchen Tagen dies geschah.
Die Fragen betrafen Details wie die Anzahl der Minuten, die er in sie eingedrungen ist, und ob sie Lust empfunden hat.
Die Frau sagte, sie sei angewidert und sogar angeekelt gewesen, als sie beobachtete, wie die Ältesten zuhörten und sich Notizen machten.
„Ich wusste zwar, dass es seltsam war, aber ich habe mir auch irgendwie selbst die Schuld gegeben“, sagte sie. „Ich möchte betonen, dass so etwas Bizarres nie passieren sollte.“
Ein 33-jähriger ehemaliger Anhänger der zweiten Generation sagte, seine Mutter habe herausgefunden, dass er mit einer Ungläubigen zusammen war, als er 16 Jahre alt war, und ihm gesagt, er solle zu einer Komitee-Anhörung gehen.
In einem Raum in einer Versammlungshalle fragten ihn vier Älteste unter anderem, mit welcher Art von Person er zusammen sei und wann und wo er Geschlechtsverkehr gehabt habe.
Es war ihm peinlich und er fand es seltsam, dass man ihn zwang, in der Öffentlichkeit über solche Dinge zu sprechen. Aber die Atmosphäre erlaubte es ihm nicht, zu protestieren.
„Es war einfach abnormal, auch wenn es religiösen Zwecken dient“, sagte der Mann.
Als Reaktion auf die Anschuldigungen erklärten die Zeugen Jehovas gegenüber der Asahi Shimbun: „Es gibt keine speziellen Verfahren zur Bestätigung (dessen, was die Anhänger vor dem Gerichtsausschuss taten), und wir zwingen sie nicht, über ihre sexuellen Erfahrungen zu sprechen.“
Die Gruppe zur Aufarbeitung von Kindesmissbrauch bei den Zeugen Jehovas veröffentlichte am 28. November die Ergebnisse ihrer Umfrage unter derzeitigen und ehemaligen Anhängern über sexuellen Missbrauch und Belästigung innerhalb der Organisation.
Sie erhielt 159 gültige Antworten.
Siebenunddreißig Befragte gaben an, von Anhängern sexuell missbraucht worden zu sein. Fünfunddreißig von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt minderjährig.
Ein aktueller Zeuge Jehovas in seinen 40ern, der als Ältester dient, nahm an der Pressekonferenz der Gruppe in Tokio teil.
„Die eigenen Regeln der Organisation haben dazu beigetragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sexueller Missbrauch leicht vorkommen kann, und auch die Hürde für die Opfer zu erhöhen, sich zu äußern“, sagte er in einem Interview.
5. Quellen
„Japanese lawyers decry Christian group’s blood
transfusion ban“
Artikel
vom 28. Februar 2023 in UCA News (Übersetzung)
„Anwälte in Japan gründen Organisation zur
Unterstützung von Kindern von Anhängern der Zeugen Jehovas“
Deutscher
Artikel vom 2. März 2023 bei Sumikai
„Anwälte in Japan gründen Organisation zur Unterstützung von Kindern von Anhängern der Zeugen Jehovas“
NHK – World Japan vom 20. November 2023 – Video in Englisch
„92 % have gotten whipped and 81 % held „No blood transfusion“ cards at Jehovah’s Witnesses“
NTV News 24 vom 21. November 2023 – Video in Englisch
„Survey: 80% of
ex-Jehovah’s Witnesses held ‘no blood cards’“
Artikel vom 21. November in The Asahi Shimbun
(Übersetzung)
„Ex-Jehovah’s
Witness denied surgery after parents refused“
Artikel vom 21. November in The Asahi Shimbun
„159 report being
sexually abused as Jehovah’s Witnesses“
Artikel vom 9. November 2023 in The Asahi Shimbun (Übersetzung)
„Children of Jehovah’s Witnesses submit report detailing sexual abuse“
Artikel vom 28. November 2023 in Japan Times (Übersetzung)
„Ex-Jehovah’s Witnesses can’t forget premarital sex hearings“
Artikel vom 4. Dezember 2023 in The Asahi Shimbun (Übersetzung)