Zeugen Jehovas behaupten zwar in offiziellen Stellungnahmen „Jeder Angehörige der Religionsgemeinschaft entscheidet eigenverantwortlich, mit wem und in welchem Umfang er in seinem sozialen Umfeld Kontakt pflegt“. Allerdings wird von Seiten der Leitung jeder Kontakt in der Freizeit, bei außerschulischen Aktivitäten und Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit deutlich missbilligt.
Zitate aus den Publikationen
„Wir sollten uns auch vor vermehrtem Umgang mit Weltmenschen hüten. Dabei könnte es sich um Nachbarn, Schulfreunde, Arbeitskollegen oder Geschäftspartner handeln.“ w94 15. 2. S. 22-25
„Daher meiden sie jede Art von Umgang mit Weltmenschen und jede Art von Entspannung, durch die dieses Verhältnis gestört werden könnte.“ w88 15. 2. S. 10-15
„Über den unbedingt notwendigen Umgang hinaus, den wir mit Weltmenschen am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Predigtdienst haben, sollten wir uns jedoch dem zersetzenden Einfluß ihrer Denk- und oft auch perversen Handlungsweise nicht aussetzen.“ w73 1. 5. S. 261-267
In den Publikationen werden „Bibellehrer“ – d.h. Zeugen Jehovas, die neue Mitglieder anwerben – aufgefordert, ihre Bibelschüler – d.h. mögliche neue Mitglieder – anzuhalten, ihre früher Freunde aufzugeben und künftig keinen Umgang mehr mit ihrem ehemaligen Umfeld zu haben:
„10 […] Betrachten wir sie als künftige Glaubensbrüder und -schwestern. Es ist für sie nicht leicht, Freunde in der Welt aufzugeben und all die nötigen Änderungen vorzunehmen, um Jehova zu dienen. […]
11[…] Wir wünschen uns, dass sich jeder Schüler als Teil unserer „Familie“ sieht und das Gefühl hat, zur Versammlung zu gehören. Wir möchten, dass er sich zu unserer liebevollen Bruderschaft hingezogen fühlt. Dann fällt es ihm leichter, keinen engen Umgang mehr mit Menschen zu haben, die seine Liebe zu Jehova nicht fördern.“ w20 Oktober S. 13-19
In einem Urteil hat das Landgericht Hamburg festgestellt:
Es „[…] ergibt sich aus den Schriften der Organisation der Klägerin, dass „Nicht-Zeugen“ zur bösen Welt gezählt werden, die das Werk Satans und dem Untergang geweiht seien. Damit werden diejenigen Menschen, die nicht dem Glauben der Klägerin angehören, als grundsätzlich „böse“ klassifiziert und herab gewertet.“ (LG Hamburg Az. 324 0 434/18, Urteil vom 27.11.2020, Klagepunkt 1.25)
Im Wachtturm vom 15. August 2015 geht es im Artikel „Achten wir auf unseren Umgang?“ um die „richtigen“ Freunde. Die Einleitung zum Artikel ist typisch: Es wird eine unmoralische Welt gezeichnet und dabei ein Zusammenhang zum baldigen Weltende impliziert. Filme oder Romane werden nicht (auch) als Kulturprodukte, sondern ausschließlich als Teil einer untergehenden schlechten Ordnung unter den Stichworten „gewalttätig, sexuell, unmoralisch, spiritistisch“ behandelt. Im Weiteren geht es dann darum, dass Mitglieder nicht engen Umgang mit Menschen aus der Welt haben sollen.
„4 Als „Gott dieses Systems der Dinge“ beeinflusst der Teufel die Religion, die Politik, die Wirtschaft und die Medien. Daher müssen wir auf unseren Umgang achten. Nicht umsonst macht Gottes Wort auf eine grundlegende Wahrheit aufmerksam: „Lasst euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten“.
5 Damit unsere guten Gewohnheiten nicht verdorben werden, dürfen wir keinen engen Umgang mit denen haben, die Böses tun. Das trifft nicht nur auf Außenstehende zu, sondern auch auf diejenigen, die vorgeben Jehova zu dienen, aber gleichzeitig seine Gesetze bewusst übertreten. Wenn so jemand schwer sündigt und nicht bereut, haben wir keinen Umgang mehr mit ihm.“ (w15 15. 8. S. 25, Abs. 4, 5)
„7. Warum sind Weltmenschen für Christen eine schlechte Gesellschaft?
7 Auch dadurch, daß man sich von schlechter Gesellschaft zurückzieht, kann man beweisen, daß man die von Jehova bewirkte Befreiung wirklich schätzt. Menschen, die zu diesem alten System der Dinge gehören, sind für Christen ein schlechter Umgang. Sie lieben Jehova nicht, sonst würden sie ihm auch dienen. Wir stellen fest, daß die meisten dieser Leute geldliebend sind, ja daß sie alles lieben, was ihnen dieses alte System an materiellen Dingen bieten kann. Viele von ihnen haben auch Gefallen an unsittlichen Handlungen und anderen schlechten Dingen […] Wir müssen uns jetzt — bevor es zu spät ist — von schlechter Gesellschaft zurückziehen!“ (w72 15. 8. S. 496-497, Abs. 7, 8)
„Personen, die ein Teil der Christenversammlung werden, lieben Jehova und möchten aufrichtig nach seinen Grundsätzen leben. Es ist besser, mit ihnen Umgang zu pflegen als mit Weltmenschen. … Obwohl alle Brüder Fehler haben, für die wir Verständnis zeigen und die wir vergeben müssen, wissen wir, daß die Mitgläubigen größtenteils guter Umgang für uns sind“w85 15. 4. S. 30-31
„Wenn wir den zum geistigen Tod führenden vertrauten Umgang mit der kranken Welt vermeiden, werden wir uns nicht mit einer Persönlichkeit kleiden, die uns wie Weltmenschen aussehen läßt.“ w83 15. 3. S. 13-17
„Weshalb ist es sehr gefährlich, mit Weltmenschen Umgang zu pflegen?
8 Es ist höchst gefährlich, zu versuchen, Weltmenschen oder Personen, die sich nach der Denkweise der Welt richten, nachzuahmen oder mit ihnen Umgang zu pflegen. Ihren Bräuchen zu folgen oder zu versuchen, ihnen zu gefallen, ist einer der Wege, die schließlich dazu führen können, daß man in die Gewalt der Dämonen gerät. Ungeachtet, wie nett solche Personen anscheinend sein mögen, werden sie doch nicht von Gottes Geist geleitet, sondern „gemäß dem System der Dinge dieser Welt, gemäß dem Herrscher der Gewalt der Luft, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“. Deshalb sollten wir die biblische Warnung ernst nehmen: ‚Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.’“ w73 15. 6. S. 368-373
Siehe Video von JW.org „Schlechten Umgang meiden – wie?“
Siehe Video von JW.org „Nein zu dem, was Loyalität untergräbt – schlechter Umgang“
Siehe Video von JW.org der LKS „Kenneth Cook jr.: Hilf deinen Bibelschülern … schlechten Umgang zu meiden“
Weitergehende Informationen zur Stigmatisierung von politischer und gesellschaftlicher Partizipation finden Sie hier.