ÜberLebensweg – Florian aus Marktoberdorf

Florian
1. Wie bist du zu den Zeugen Jehovas gekommen?

Der größte Teil der Verwandtschaft mütterlicherseits inkl. meiner Mutter waren in meiner Kindheit bereits bei den Zeugen Jehovas. Da mein Vater katholisch war, kam es innerhalb der Familie immer wieder zu gewaltigen Spannungen, weil er mich zum Katholiken und meine Mutter mich zum Zeugen Jehovas erziehen wollte. Aufgrund des Umfeldes, in dem wir lebten (wir wohnten mit einem großen Teil der Verwandtschaft meiner Mutter zusammen in einem Mehrfamilienhaus), wurde ich natürlich bedeutend mehr von den Zeugen Jehovas beeinflusst. So kam es, dass ich zum Kummer meines Vaters mit 15 Jahren aus der katholischen Kirche austrat und mich dann mit 18 Jahren in München im Kongresssaal der Zeugen Jehovas als solcher taufen ließ. Damals war ich absolut davon überzeugt, der einzig richtigen Religion anzugehören. Dafür verzichtete ich auf fast alles, was die Jugend eigentlich zur schönsten Zeit im Leben macht.

2. Wie hast du dein Leben, deinen Alltag in dieser Religionsgemeinschaft erlebt?

In den ersten Jahren gehörte ich der Versammlung Kempten-Süd im Allgäu an. Diese bestand von 1985 bis 1991 aus lauter liebenswerten Menschen. Ich war dort voll in die Gemeinschaft integriert und fühlte mich  sehr wohl und bestens aufgehoben.
Allerdings änderte sich das nach ein paar Jahren rasant – so ab 1992. Ich beobachtete, wie sich viele meiner Freunde und große Teile der Gemeinde (Versammlung) von Jahr zu Jahr ins Negative veränderten. Ich beobachtete, dass ein religiöser Wahn Einzug hielt und es den meisten nur noch darum ging, nach Ämtern und Titeln zu streben. Die Gemeinde glich immer mehr einer Firma, in der nur Leistung zählte. Der Druck in Bezug auf Leistung im Predigtdienst, sowie blinden Gehorsam gegenüber Kreisaufsehern, Ältesten und der leitenden Körperschaft nahm gewaltig zu, womit die Liebe und Freundschaft zueinander in den meisten Gemeinden erkaltete. Im Vordergrund stand von nun an der blinde Gehorsam und die absolute Organisationstreue, anstatt christlicher Nächstenliebe und Bibeltreue. Anstatt der guten Botschaft unseres Herrn Jesus sowie Ermunterung, wurde nur noch Angst und Vernichtung gelehrt. Mit dem Einzug des beschriebenen Wahns stellte ich fest, dass es innerhalb der Gemeinden um mich herum immer mehr psychisch gestörte und teils schwer erkrankte Menschen gab. Führend voran die Mitglieder der Ältestenschaften. Alles, was mich anfangs davon überzeugte, dass die Zeugen Jehovas die einzige Religion sind, die nach der Bibel leben, zerbrach vor meinen Augen. So zogen in die Gemeinden in Kempten genauso wie in anderen Gemeinden der Zeugen Jehovas Ehebruch, Betrug, Selbstmordversuche, Mobbing, Scheidungen, aktives Doppelleben (äußerlich zum Schein spielte man den braven Zeugen Jehovas, unbeobachtet frönte man allen Lastern), Alkoholprobleme und leider auch Kindesmissbrauch ein, womit ich keinerlei Unterschied mehr zu anderen Religionen erkannte.
Was mich all die Jahre jedoch am allermeisten aufbrachte, war die Frechheit der Ältesten und verantwortlichen Männer bis hin zum angeblichen treuen und verständigen Sklaven, die durch ihre Ansprachen und ihre Literatur den Sinn der Mitglieder für diese katastrophale Entwicklung eingenebelt haben. Eigentlich wollte ich die Gemeinschaft schon im Jahr 2001 verlassen, was ich meiner Frau und meinen Kindern zuliebe nicht tat, weil sie die Ächtung und die soziale Isolation fürchteten wie den Tod.

3. Wie kam es, dass du nun kein Mitglied der Zeugen Jehovas mehr bist?
Gab es ein ausschlaggebendes Ereignis?

2021 kam mit Corona dann auch der Wendepunkt für meine Familie. Als die Organisation durch die Ältesten mir und meiner Familie vorschreiben wollten, wie wir uns in Bezug auf die Impfung zu entscheiden hätten, kam es zum offenen Schlagabtausch mit den Aufsehern. Ich wurde zweimal zu einem unbiblischen, sittenwidrigen und vor allem menschenrechtsverletzenden Rechtskomitee geladen und mit falschen, verlogenen Anklagepunkten konfrontiert. Meinen Argumenten, meiner biblischen Verteidigung waren die Ankläger allerdings nicht gewachsen. Aus Angst vor massiven Unruhen innerhalb der Versammlung schlossen sie mich nicht aus, sondern sandten mir einen Drohbrief zu. Parallel dazu warnten sie auf bekannt hinterfotzige Weise die Mitglieder innerhalb der Gemeinde – wir gehörten inzwischen der Versammlung Marktoberdorf an -, davor, mit uns Umgang zu haben. Man isolierte und ächtete uns von nun an als Abtrünnige. Interessanterweise war es nun meine Frau, die umgehend (als erstes) die Zeugen Jehovas verließ. Mit ihrem Austritt warfen sie dann mich gleich mit hinaus. Meine Töchter zogen umgehend nach.

4. Bist du von Ächtung betroffen?
a) Wenn ja, in welchem Ausmaß?

Natürlich hat niemand von unseren Bekannten und Verwandten mehr Umgang mit uns. Mit Bekanntgabe des Ausschlusses löschen die meisten am selben Abend noch deine Kontaktdaten im Handy. Die engsten Blutsverwandten mit eingeschlossen.
Allerdings hat die Ächtungspraxis der Zeugen Jehovas keinerlei Auswirkung auf mich und meine Familie, denn
a) wissen wir, dass diese so in Gottes Wort weder gelehrt noch zu finden ist und somit vom Teufel stammt, was uns ironischerweise nun deutlich vor Augen führt, wie teuflisch die Zeugen Jehovas wirklich sind und
b) weinen wir keinem dieser psychisch kranken und instabilen Menschen nach. Im Gegenteil, besitzt einer den Mut uns zu grüßen oder anzusprechen, dann erinnern wir ihn lautstark daran, dass er als Zeuge Jehovas mit uns nicht sprechen darf, was schon zu manch lustiger Begebenheit in Supermärkten oder Tankstellen inkl. Nachfragen von wildfremden Menschen, die die Situation gehört und mitbekommen haben, geführt hat.
Das gibt uns die Gelegenheit allen offen bekanntzumachen, wie krank die Zeugen Jehovas in Wirklichkeit sind. Ferner führt es den Zeugen Jehovas, wenn man sie so behandelt wie sie andere behandeln, vor Augen, wie unmenschlich und menschenrechtsverachtend sie sind.

b) Warum ächten dich diese Personen/Zeugen Jehovas?
Wie sind deine Gedanken dazu?

Viele der einzelnen Zeugen Jehovas in einer Gemeinde würden gerne weiterhin die Freundschaft oder die verwandtschaftliche Beziehung aufrechterhalten, das erleben wir jede Woche. Allerdings ist der Druck seitens der Organisation inzwischen so stark, dass die Angst, ebenfalls sozial isoliert dazustehen, die Menschlichkeit besiegt. Selbst wenn die Zeugen Jehovas das immer wieder öffentlich abstreiten, so wie dies jüngst der Pressesprecher nach dem Amoklauf in Hamburg tat, so kann man es doch in ihrem geheimen Buch „Hütet die Herde Gottes“, das speziell für die Aufseher, die Kontrolleure und Peiniger der Versammlung verfasst worden ist, nachlesen und beweisen.

5. Wie geht es dir heute? Mit welchen Auswirkungen hast du noch zu kämpfen?

Ich fühle mich wie befreit. Es ist, als hätte ich ein neues Leben bekommen. Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er mich aus dieser menschenverachtenden und menschenrechtsverletzenden Organisation herausgeholt hat. Ich habe keinerlei Ängste, keinerlei Zorn, keinerlei negativen Gefühle. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich gesundheitlich bedeutend besser.

6. Welches Fazit ziehst du für dich persönlich aus deiner Vergangenheit?

Ich werde mich nie, nie wieder einer Religion anschließen. Ich könnte mich selber ohrfeigen, dass ich vier Jahrzehnte nicht verstanden habe, dass ein Christ die Bibel selber lesen und verstehen kann. Er braucht dazu keine Religionsorganisation.

7. Welchen Rat möchtest du Interessierten der Glaubensgemeinschaft, bzw. bereits zweifelnden Mitgliedern mitgeben?

Lasst die Finger von dieser Organisation. Ihr studiert in dieser Organisation nicht das Wort Gottes, die Bibel, sondern nur das Verständnis der angeblichen Brüder Jesu (so betitelt sich die Leitung der Zeugen Jehovas), das sie selbst von der Bibel haben. Ich biete jedem an, sich mit mir auszutauschen. Ich beweise jedem anhand der Bibel, dass die wichtigsten Hauptlehren der Zeugen Jehovas, angefangen von der Lehre von 1914, sowie der Lehre des treuen und verständigen Sklaven und auch die Lehre der Generation von 1914 unbiblisch und somit falsch sind. Da ich hier bei JZ Help Vereinsmitglied bin, können meine Kontaktdaten jederzeit über die Homepage erfragt werden.
Zweifelnden Mitgliedern sage ich frei heraus, macht nicht den gleichen Fehler wie ich. Hört auf Eure innere Stimme. Ich helfe jedem und gerne anhand der Bibel für sich die Sicherheit zu gewinnen, dass die Lehren der Zeugen Jehovas unbiblisch sind, womit von Euch jegliche Angst und Unsicherheit fällt, die Euch jahre- oder jahrzehntelang eingetrichtert wurde. Ich habe das bei mir selbst und meiner Familie gesehen und erlebt. Dazu bei einer Menge von Freunden, die inzwischen auch die jw[dot]org verlassen haben. Das Leben, ein Geschenk Jehovas, ist zu schön, um es in dieser Organisation für sich selbst zur Hölle zu machen.