ÜberLebensweg – Barbara Scheufele aus Marktoberdorf

Barbara
1. Wie bist du zu den Zeugen Jehovas gekommen?

Wie die meisten Zeugen Jehovas, so bin auch ich in meiner Kindheit durch einen Elternteil – durch meine Mutter – dazugekommen, und nicht durch den von Zeugen Jehovas so erfolgreich gepriesenen und göttlich gesegneten Haus-zu-Haus-Dienst, der in Wahrheit eine reine Beschäftigungsmaßnahme für den einzelnen Zeugen Jehovas ist und nur den Sinn hat, diese Menschen so beschäftigt zu halten, dass sie keine Zeit zum Nachdenken haben. So kam es, dass ich, wenn auch in bester Absicht seitens meiner Mutter, bereits mit fünf Jahren zum Opfer dieser Sekte wurde, denn mit dem Beitreten meiner Mutter begann die Indoktrinierung meiner Kinderseele mit den Lehren und Anschauungen der Wachtturmgesellschaft. Mein Vater war zum Glück nie ein Zeuge Jehovas, was ich ihm heute rückwirkend hoch anrechne.

2. Wie hast du dein Leben, deinen Alltag in dieser Religionsgemeinschaft erlebt?

Durch die Indoktrinierung, der ich von klein auf, nämlich mit fünf Jahren, durch ein Studium der JW-Org Literatur in Form eines sogenannten „Bibelstudiums“ ausgesetzt war, ging ich programmiert den vorgeschriebenen Weg dieser Sekte. Dieser Weg wird von ihnen selbst als der „beste Lebensweg“ mit der „besten Lebenseinstellung“ und der „einzigen Aussicht auf ewiges Leben in einem Paradies“ beschrieben.
Ich will damit aussagen, dass ich in meinem Leben zunächst keinerlei Chance hatte zu bemerken, in welche Sekte ich hineingeschubst worden bin.
Somit waren die Jahre der Jugend und des jungen Erwachsenendaseins geprägt von der künstlich heilen Welt innerhalb dieser Sekte. Über den Tellerrand hinaus zu schauen war ja bei Strafe verboten, also habe ich das auch strikt vermieden. Von klein auf lernst du, niemandem zu vertrauen, als nur den Führern der Zeugen Jehovas. Du liest keine Zeitung, interessierst dich nicht für Politik, hast keine Freunde außerhalb dieser Sekte. In späteren Jahren meiner vierzigjährigen Mitgliedschaft, so ab 2010, bemerkte mein inneres Ich aber immer mehr, dass es tiefe menschliche und soziale Abgründe in den Reihen der Zeugen Jehovas gibt. Mitglieder wurden gemobbt, systematisch zum Schweigen gebracht, sozial isoliert durch Ächtung und Bezeichnungen, andere in den Selbstmord getrieben. Die sogenannten „Hirten“, die Ältesten, entpuppten sich immer mehr als seelenlose Monster ohne jegliche Gefühle, Wärme, geschweige denn Liebe. Über Jahre hinweg trennte ich mich innerlich zwar immer mehr von dieser teuflischen Organisation, aber offiziell kam ich einfach nicht heraus. Es ist wie ein Gefängnis, aus dem man einfach nicht ausbrechen kann.

3. Wie kam es, dass du nun kein Mitglied der Zeugen Jehovas mehr bist?
Gab es ein ausschlaggebendes Ereignis?

Ausschlaggebend war, was sich die Ältestenschaft der Versammlung Marktoberdorf gegenüber meinem Mann und meiner Familie erlaubte. Mein Mann, selber vierzig Jahre Zeuge Jehovas, wurde mehrmals vor ein sittenwidriges, unbiblisches und menschenrechtsverletzendes Rechtskomitee geladen. Ohne Zulassung eines Zeugen oder Rechtsbeistandes und das, obwohl er diesen Herren in mehreren Briefen inkl. Zeugenaussagen und Beweismaterial geschrieben hatte, dass die Anklagepunkte, die gegen ihn erhoben worden sind, allesamt nachweislich auf den Lügen und Intrigen der Ankläger, also den Ältesten selber, beruhen. Dennoch sollte an ihm mit aller Macht und Intrige ein Exempel für die Versammlung statuiert werden, das den anderen Mitgliedern als warnendes Beispiel dienen soll, dass den Aussagen und Anweisungen des sogenannten „treuen und verständigen Sklaven“ [Leitende Körperschaft, das Führungsgremium in New York; Anm. JZ Help] niemals widersprochen werden darf – selbst, wenn diese nicht biblisch sind.
Der Hass, der Terror, die Menschenrechtsverletzungen, die Hetze, das Mobbing der Ältesten unserer Versammlung gegen meine Familie, sowie das passive und feige Verhalten der gesamten Versammlung, von denen die meisten sehr wohl wussten, dass hier erneut jemand systematisch mundtot gemacht werden sollte, konnte ich so nicht mehr hinnehmen. Daher verließ ich diese Sekte des Teufels über einen Austritt beim Standesamt.
Ein weiterer Grund, der auch in diese Zeit fiel, war die offenkundige Heuchelei der Führung der Zeugen Jehovas in Bezug auf die Covid-19-Impfung. Der Impfaufruf durch die Lageberichte des angeblichen „treuen und verständigen Sklaven“ passten in keiner Weise zu dem, was sie uns ein Leben lang in Bezug auf politische Neutralität und Verhalten innerhalb der Gemeinschaft in Bezug auf Gesundheitsfragen gepredigt und aufgezwungen hatten. Diese elendigen Heuchler. Soll der Teufel sie gänzlich holen.

4. Wie stark warst du im Glauben und in der Gemeinschaft verankert?
Wann und warum hast du begonnen zu zweifeln und deinen Glauben in Frage zu stellen?

Wie anfangs beschrieben war ich die ersten Jahre durch die rosarote Brille, die mir von klein auf aufgesetzt worden ist, voll und ganz dabei. Im späteren Erwachsenenalter konnte selbst diese Brille nicht mehr verhindern, dass ich die beschriebenen grausamen Erlebnisse wahrnahm und immer mehr unter Zweifeln litt.

5. Bist du von Ächtung betroffen?
a) Wenn ja, in welchem Ausmaß?

Zweifellos, denn allen Zeugen Jehovas wird mit der menschenrechtsverletzenden Bekanntgabe – „Frau Barbara Scheufele ist keine Zeugin Jehovas mehr“ – jeglicher Kontakt mit mir verboten. Das betrifft dann all die Menschen, mit denen ich ausschließlich zusammen war, weil die Zeugen Jehovas einem ja verbieten, mit Menschen außerhalb ihrer Gemeinschaft freundschaftlichen und engen Kontakt zu haben. Ich war tatsächlich überrascht, wer sich jetzt strikt daran hält – Menschen, von denen ich es tatsächlich nie geglaubt hätte. Zum Beispiel mein eigener Bruder, der zwar noch nie besonders „theokratisch“ war, aber hier die Gelegenheit sieht, Punkte zu sammeln. Oder die ach so liebe Schwester Melanie, der mein Mann und ich über Jahre hinweg beigestanden haben und sie so ziemlich als einzige aus der ach so wunderbaren, liebevollen Gemeinschaft immer wieder in Krankenhäusern besucht haben. Sie löschte mich sofort aus ihren Kontakten. Hieran sieht man die kranke Terrorwelt der Zeugen Jehovas. Sinn und Zweck dieses Terrors ist einzig und allein mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Gemeinschaft anfängt zu denken. Daher wird jeder, der geht oder ausgeschlossen wird, als Abtrünniger oder Mensch Satans bezeichnet.

b) Warum ächten dich diese Personen/Zeugen Jehovas?

Die Ächtung, so habe ich festgestellt, wird am strengsten von den besonders dummen, feigen und den blind gehorchenden Menschen unter den Zeugen Jehovas betrieben. Die Kraft dahinter ist zweifellos der Druck und die Angst, die die Ältesten im Auftrag der obersten Führer der jw(.)org verbreiten. Sie behaupten, dass die Ächtung biblisch begründet und gottgewollt ist, was tatsächlich aber eine falsche Interpretation der Bibeltexte zu diesem Thema durch den „treuen und verständigen Sklaven“ ist. Eigentlich ist der Ächtungsaufruf ein Spiegelbild dieser grausamen, menschenrechtsverachtenden Organisation, also ein absolutes Armutszeugnis für diese Sekte.

6. Wie geht es dir heute? Mit welchen Auswirkungen hast du noch zu kämpfen?

Es ist kaum zu glauben – mir geht es so gut wie nie. Von mir ist eine riesige Last genommen worden. Ich habe erkannt, was Jesus damit meinte, als er sagte: „Ihr meine Nachfolger (nicht die Nachfolger des „treuen und verständigen Sklaven“) werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird Euch frei machen“. Diese christliche Freiheit besitze ich nun und sie tut mir gesundheitlich auch richtig gut. Über dreißig Jahre litt ich an Krankheiten, deren Ursachen durch Mediziner meiner Psyche zugeordnet worden sind und von denen ich seit meinem Austritt kaum noch etwas bemerke. Ich habe nicht die geringsten Ängste, denn ich verstehe das Wort Gottes nun in richtiger Weise ohne Indoktrinierung und weiß, dass all der Müll, den mir die Zeugen Jehovas als absolute Wahrheit indoktriniert haben, dort in keinerlei Weise so zu finden ist. Jetzt habe ich Zeit, die Bibel richtig zu lesen, vor allem viele andere Übersetzungen und nicht die Neue-Welt-Übersetzung und kann oft gar nicht fassen, was ich all die Jahre überlesen habe oder andere für mich falsch interpretieren habe lassen.

7. Welches Fazit ziehst du für dich persönlich aus deiner Vergangenheit?

Es darf und wird mir nie mehr passieren, mich so gefangen nehmen zu lassen. Ich werde nie mehr zulassen, dass andere für mich denken und mir sagen, was ich zu glauben habe. Mein Engagement wird sich künftig darauf richten, andere vor dieser Organisation zu warnen. Meine eigene Erfahrung soll hierzu verbreitet werden.

8. Welchen Rat möchtest du Interessierten der Glaubensgemeinschaft, bzw. bereits zweifelnden Mitgliedern mitgeben?

Ein klares „Finger weg und Augen auf“ rate ich jedem, der dieser Sekte und ihren Mitgliedern auch nur zuhört! Meinen ehemaligen Leidensgenossen und -genossinnen rate ich dringend, den gleichen Schritt zu tun wie ich. Prüft die Lehren der Wachtturmgesellschaft anhand der Bibel, geht auf das Standesamt und erklärt euren Austritt und ihr werdet die christliche Freiheit verspüren und erleben.
Zudem fordert die Bibel uns Christen auf, „Babylon die Große“ zu verlassen, welches ein Synonym für alle Religionen ist. Ja, auch die Zeugen Jehovas sind eine Religion, inzwischen sogar eine staatliche anerkannte Körperschaft des öffentlichen Rechts (K.d.ö.R. – welch ein Widerspruch zur Bibel, in der berichtet wird, dass das Christentum seitens des Staates verfolgt wird) inkl. eigenem Religionsgesetz.
Ein wahrer Christ gehört daher keiner Religion an, ein Christ geht den Weg seines Vorbilds, des Christus, sprich einen Lebensweg geprägt von nichts anderem als Liebe. Religionen, auch die K.d.ö.R. der Zeugen Jehovas, werden in der Bibel als Hure bezeichnet, eine Hure, die es mit jeder politischen und wirtschaftlichen Macht treibt. Also verlasst sie, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nicht ihre Plagen empfangt. 😉