ÜberLebensweg – Michaela J. aus Aurich

Michaela J. aus Aurich
1. Wie bist du zu den Zeugen Jehovas gekommen? 

Mit 10 Jahren hat eine Schwester angefangen mit mir zu studieren. Als ich 8 Jahre war, hat meine Mutter zu studieren begonnen.

2. Wie hast du dein Leben, deinen Alltag in dieser Religionsgemeinschaft erlebt?

War stressig. Vorbereiten, Dienst, Versammlung, alles neben dem Alltag unter einen Hut zu bringen.

3. Wie kam es, dass du nun kein Mitglied der Zeugen Jehovas mehr bist?

– 2002 Gewalt durch meinen Vater, zusammen mit Misshandlung
– 2003 wurde ich Vergewaltigt
– 2018 Tod meines Mannes

Bei den Erlebnissen wurde ich im Stich gelassen. Keine Nächstenliebe, keine Hilfe.

4. Wie stark warst du im Glauben und in der Gemeinschaft verankert? 
Wann und warum hast du begonnen zu zweifeln und deinen Glauben in Frage zu stellen?

Ich war Pionier, als Helfer im Bethel, als Delegierte in Rom. 2006 mit dem Körperschaftsstatus. Und habe mir Fragen bezüglich diverser Lehren gestellt. War wegen Mama noch bei den ZJ.

5. Bist du von Ächtung betroffen?
a) Wenn ja, in welchem Ausmaß?

Meine Mama.
Alle Freunde, die in der Versammlung sind.

b) Warum ächten dich diese Personen/Zeugen Jehovas?
Wie sind deine Gedanken dazu?

Als ich bei den ZJ ausgetreten bin, hat mir meine Mama geschrieben, dass sie sich an die Anweisungen Jehovas halten wird und den Kontakt abbricht. Ich soll aber nicht vergessen, dass sie mich liebt und ich immer ihr Kind bleiben werde.
Meine Mama hält sehr viel vom Wachtturm und versucht sich an das, was darin geschrieben ist, zu halten. Überlegungen, ob und inwiefern Äußerungen überhaupt biblisch gestützt sind, hat sie nicht gemacht. Diverse Gespräche in diese Richtung wurden von ihr vorn herein abgeblockt, mit der Aussage, Jehova wird es zu seiner Zeit richtigstellen.
Also sie hört sich eine andere Meinung erst gar nicht an, da es laut WT ja verboten ist.
Ich finde es so schade. Es macht mich traurig und wütend zugleich. Denn den Mitgliedern ist es verboten, Aussagen auf ihre Richtigkeit zu prüfen und in Frage zustellen. Mitglieder würde so vorgeworfen werden abtrünnig zu sein was ein Rechtskomitee nach sich ziehen, und eventuell einen Gemeinschaftsentzug mit sich bringen würde. Was wiederum bedeutet, man wäre ein Teil von Satans Welt und bei Armagedon würde man sterben.

6. Wie geht es dir heute? Mit welchen Auswirkungen hast du noch zu kämpfen?

Gestern hat Mama den Kontakt abgebrochen. Es tut weh, ich vermisse sie. Schuldgefühle, ob ich Mama den Ausschluss antun kann.

7. Welches Fazit ziehst du für dich persönlich aus deiner Vergangenheit?

Es ist mein Leben. Ich bin für mich verantwortlich.
Und wenn mir ein Weg nicht gut tut, dann ändere ich es.

8. Welchen Rat möchtest du Interessierten der Glaubensgemeinschaft, bzw. bereits zweifelnden Mitgliedern mitgeben?

Schaut hinter die Fassaden. Ich glaube an Gott und bete regelmäßig. Aber die Wachtturmgesellschaft ist mit Vorsicht zu genießen. Sie bringen einem Gott näher, aber im Hintergrund laufen Dinge, die ein Gott der Liebe ist, nicht gutheißt.