Dr. Alexander Kühn – Jehovas Zeugen teilweise extremistisch

Dr. Alexander Kühn hat in seinem Buch 2017 „Christlicher Extremismus in Deutschland“ die Zeugen Jehovas in 2 von 3 Kriterien als extremistisch eingestuft.

„Durch sublime Botschaften regt die Gemeinschaft ihre Anhänger zu extremen Handeln an. Die Anordnung erfolgt in der Sprache der ZJ oft nicht direkt, vielmehr erzeugt der Konformitätsdruck die gewünschte Schlussfolgerung. Durch die Manipulation des Einzelnen generiert die WTG gruppendynamische Prozesse, in der das Subjekt glaubt, frei zu handeln. Wer der Überzeugung ist, seine Entscheidung gehe vom eigenen freien Willen aus, dem fällt es schwerer, einen Irrglauben einzuräumen oder einen Beschluss zu berichtigen. Im Unterschied zu einer Anweisung, die das Subjekt ablehnen oder verachten kann, setzt die Korrektur der eigenen Entscheidung die Einsicht voraus, im Unrecht gewesen zu sein. Zudem immunisiert diese Haltung vor jeglicher Kritik. Die ZJ erwecken beim Gläubigen den Eindruck, er treffe seine Entscheidungen aus eigenem Antrieb.“ Seite 244.

Der Gläubige meint, frei zu entscheiden beziehungsweise aus eigenem Antrieb zu handeln, obwohl er fremdbestimmt ist. Die von der WGT erwartete Haltung eines Gläubigen erfolgt in den Publikationen oft nicht direkt, vielmehr handelt der Zeuge entsprechend eines Gefühls, das Richtige zu tun. Der Anhänger hat die Lehre derart intensiv aufgenommen, dass ein indirekter Hinweis im Text ausreicht, um die gewünschte Verhaltensweise hervorzurufen. Voraussetzung hierfür bilden die Ängste vor sozialer Exklusion und Vernichtung zu Harmagedon. Das Bild des „zweiten Todes“ ruft bei den Zeugen furcht hervor, die ideologiekonformes Verhalten und Denken erzeugt. Das Gros der Anhänger registriert diese Manipulation allerdings nicht, da der Grad der Indoktrination meist weit fortgeschritten ist. Die Gläubigen nehmen die Anweisungen der WTG nicht als solche zur Kenntnis, sondern meinen, autark zu entscheiden, weshalb es ihnen schwerer fällt, die eigene Haltung zu reflektieren. Weil sie sich freiwillig für den Eintritt in die WTG entschieden haben, immunisieren sich die Anhänger vor Kritik. Der Mensch kann dazu neigen, an einer einmal getroffenen Entscheidung festzuhalten, gleich wenn er zu einem späteren Zeitpunkt die negativen Auswirkungen erkennt.“ Seite 300.

Die … WTG fordern zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Hierarchie eisernen Gehorsam gegenüber höhergestellten Positionen. Insbesondere die ZJ betonen: Wer ungehorsam handle, sei gegen Gott, wodurch er den Eintritt ins Paradies verliere. In Abgrenzung zur PB verfügen die ZJ über potente Mittel, um den Abweichler wieder auf Linie zu bringen, beispielsweise die Kontrolle der Verkündigerberichtskarten oder das Rechtskomitee. Letztgenanntes maßregelt sündhaftes Verhalten jeder Schwere. Es ist Ankläger, Richter und Vollstrecker zugleich und verzichtet auf die schriftliche Begründung der Urteile. Zwar existiert ein Leitfaden, der einen gewissen Rahmen absteckt. Allerdings können die dem Rechtskomitee zugeordneten Ältesten innerhalb dieser Eingrenzung zwischen den Sanktionen auswählen, die bis zur sozialen Isolation, der für einen Zeugen schmerzhaftesten Strafe, reichen kann. Das Rechtskomitee ist ein Unikum, das den Prinzipien des demokratischen Verfassungsstaats diametral entgegensteht.“ Seite 308

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