Grund: „Schwerwiegende Verstöße gegen die Rechte und Freiheiten anderer“!
Norwegen
Originalartikel auf der Plattform VG -> hier Übersetzt von JZ Help e.V.
Die Zeugen Jehovas werden ihre staatliche Unterstützung nicht zurückerhalten. Die Entscheidungen, der Religionsgemeinschaft die Unterstützung zu verweigern, wurden für gültig erklärt, und der Staat wurde in einem kürzlich ergangenen Urteil des Osloer Bezirksgerichts freigesprochen.
Dem Urteil zufolge beinhaltet die Ausgrenzungspraxis der Zeugen Jehovas „schwerwiegende Verstöße gegen die Rechte und Freiheiten anderer“, schreibt die Zeitung Dagen am Montagnachmittag.
Der Fall wurde im Januar vor dem Bezirksgericht Oslo verhandelt, und das Gericht hat nun zugunsten des Staates entschieden. Die Zeugen Jehovas werden außerdem zur Zahlung von Gerichtskosten in Höhe von knapp über 1,1 Millionen NOK verurteilt.
Die Zeugen Jehovas reichten Klage gegen den norwegischen Staat ein, nachdem ihnen das Recht auf staatliche Subventionen und die Registrierung als Religionsgemeinschaft entzogen worden war, schreibt Vårt Land.
Letztes Jahr wurde bekannt gegeben, dass die Religionsgemeinschaft sowohl die staatlichen Subventionen für 2021 als auch ihre Registrierung als Religionsgemeinschaft verlieren würde. Die Zeugen Jehovas sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und haben eine Klage gegen den Staat eingereicht.
Die Entscheidung wurde auch für die Ablehnung der staatlichen Beihilfen in den Jahren 2022 und 2023 aufrechterhalten.
Die Forderung nach einer Nachzahlung der Gesamtsubvention in Höhe von 35 Mio. NOK [3.053.642,91 Euro – Stand 4. Mürz 2024 – Anm. JZ Help e.V.] wurde ebenfalls vom Gericht abgelehnt.
Der Grund für den Widerruf der staatlichen Subvention ist, dass das Ministerium für Kinder und Familien und der staatliche Verwalter der Ansicht sind, dass die Ausschlusspraxis der Zeugen Jehovas eine negative soziale Kontrolle beinhaltet und einen freien Austritt aus der Religionsgemeinschaft verhindert.
„Durch die Richtlinien und die Praxis des Ausschlusses fördern die Zeugen Jehovas Mitglieder, die ausgeschlossen werden oder sich zurückziehen, so dass sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einer sozialen Isolation von den übrigen Mitgliedern der Religionsgemeinschaft ausgesetzt sind“, schließt Richter Ole Kristen Øverberg.
Ächtung jetzt persönliche Gewissensentscheidung?
„Keine Überwachung und Kontrolle durch die Ältesten!“
Erschienen in der Fædrelandsvennen am Donnerstag, 18. Januar 2024 Übersetzt von JZ Help e.V.
Jan Frode Nilsen aus Risør hat während des laufenden Prozesses vor dem Osloer Bezirksgericht gegen seine ehemalige Religionsgemeinschaft ausgesagt.
Die Zeugen Jehovas haben den norwegischen Staat verklagt, nachdem sie im Jahr 2021 ihre staatlichen Zuschüsse verloren hatten.
In dem Streit geht es darum, ob die Praxis der Zeugen Jehovas, Mitglieder auszuschließen, gegen das Gesetz über Religionsgemeinschaften verstößt. Der Staat bejaht dies, während die Zeugen Jehovas einräumen, dass sie den Ausschluss praktizieren, dass es aber jeder einzelnen Familie überlassen bleibt, ob sie Kontakt zu denjenigen haben will, die die Religionsgemeinschaft verlassen haben. In einer E-Mail an Fædrelandsvennen schreibt Jørgen Pedersen, Sprecher der Zeugen Jehovas in Skandinavien, Folgendes:
„Es ist Sache des einzelnen Gemeindemitglieds, auf der
Grundlage seines persönlichen religiösen Gewissens die biblische Aufforderung
„hör auf, mit ehemaligen Mitgliedern zu verkehren“ anzuwenden. Die
Ältesten der Versammlung überwachen weder das persönliche Leben der Mitglieder
der Versammlung, als wären sie „Polizisten“, noch üben sie eine
Kontrolle über den Glauben der einzelnen Zeugen Jehovas aus. Dies wurde durch
die Zeugenaussagen vor dem Osloer Bezirksgericht am Mittwoch und Donnerstag
letzter Woche eindeutig bestätigt.“
Und darüber hinaus:
„Die biblisch begründete Ausschlusspraxis der Zeugen Jehovas wurde von höheren Gerichten in der ganzen Welt geprüft, darunter in Argentinien, Belgien, Kanada, England, Deutschland, Irland, Italien, Japan, Polen, Südafrika und den Vereinigten Staaten. Alle diese höheren Gerichte haben übereinstimmend entschieden, dass diese religiöse Praxis völlig legal ist und nicht zur Diskriminierung beiträgt.“
Hat mehrere Male geweint
Vor Gericht haben jedoch mehrere Zeugen des Staates beschrieben, wie sie nach ihrem Austritt aus den Zeugen Jehovas den Kontakt zu Familie und Freunden verloren haben. Einige haben erlebt, dass sie geächtet wurden, während andere die Religionsgemeinschaft mehr oder weniger freiwillig verlassen haben. Jan Frode Nilsen, der seine Geschichte bereits in Fædrelandsvennen erzählt hat, ist einer der Zeugen für den Staat.
Noomi, Rakel und Jan im Zeugenstand. Hinter ihnen aktive Zeugen Jehovas als Beobachter. Photocredit: Patrick Haeck / Privat
„Es gab viele ehemalige Mitglieder, die sich vor Gericht gemeldet und ihre Geschichte erzählt haben. Es war herzzerreißend, und ich habe mehrmals geweint, als ich hörte, wie sie nach ihrem Austritt aus den Zeugen Jehovas jeden Kontakt zu Familie, Freunden und Kindern verloren haben. Manche „freiwillig“, andere wurden ausgeschlossen“, sagt Nilsen.
In jedem Fall wird man aus der Gemeinschaft ausgeschlossen
Er ist der Meinung, dass die Zeugen Jehovas nicht die
Wahrheit sagen, wenn sie vor Gericht behaupten, dass es jeder einzelnen Familie
freisteht, ob sie Kontakt zu Mitgliedern haben will, die die
Glaubensgemeinschaft verlassen haben.
„Sie sagen, dass sie eine solche Praxis nicht haben, was Unsinn ist. Ich kenne viele Menschen, die regelrecht ausgegrenzt wurden und dadurch ihr gesamtes Netzwerk verloren haben.“
Die Zeugen Jehovas sind der Ansicht, dass der Verlust ihres Rechts auf Registrierung als Religionsgemeinschaft eine Verletzung der Religionsfreiheit darstellt und gegen die Menschenrechte verstößt.
Verstoß gegen die Religionsfreiheit?
Der Gouverneur von Oslo und Viken verweigerte den Zeugen Jehovas zunächst staatliche Zuschüsse und die Registrierung als Religionsgemeinschaft. Der Gouverneur war der Ansicht, dass die Zeugen Jehovas das Recht ihrer Mitglieder auf freien Austritt verletzten und dass ein freiwilliger Austritt, oder Austritt per Ausschluss aus der Gemeinde bedeute, dass sie keinen Kontakt mehr zu Familie und Freunden haben dürften.
„Diese Praxis kann dazu führen, dass sich die
Mitglieder unter Druck gesetzt fühlen, in der Religionsgemeinschaft zu
bleiben“, heißt es in der Entscheidung des Landrats aus dem Jahr 2021.
Die Zeugen Jehovas sind der Ansicht, dass die Tatsache, dass
sie das Recht auf Registrierung als Religionsgemeinschaft verloren haben, eine
Verletzung der Religionsfreiheit darstellt und gegen die Menschenrechte
verstößt, und in einer E-Mail verweist Sprecher Pedersen auf Folgendes:
„Der staatliche Verwalter besteht darauf, dass der Verlust der staatlichen Unterstützung und der Registrierung keine Verletzung der Religionsfreiheit und der Menschenrechte darstellt. Aber der EGMR [Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte – Anm. JZ Help e.V.]hat Russlands Einsatz der Deregistrierung (und anderer Dinge), um die Zeugen Jehovas zu zwingen, rundweg abgelehnt. In einer Entscheidung vom 7. Juni 2022 in der Rechtssache Taganrog LRO und andere gegen Russland erklärte der EGMR, dass Russlands „Politik der Intoleranz … gegenüber den religiösen Praktiken der Zeugen Jehovas“ (§ 254) eine Verletzung mehrerer Artikel der EMRK [Europäische Menschenrechtskonvention – Anm. JZ Help e.V.] darstellt.“
Der Staat hat vor Gericht bestritten, gegen die EMRK
verstoßen zu haben, weil die Zeugen Jehovas immer noch das Recht haben, sich
als Religionsgemeinschaft zu bezeichnen.
Das Buch der Ältesten, „Hütet die Herde Gottes“, sollte nur von Männern gelesen werden, die Älteste bei Jehovas Zeugen sind. In dem Buch werden die Aufgaben der Ältesten beschrieben, und Auszüge daraus werden jetzt vor Gericht als Beweismittel vorgelegt.
Eigene Texte von Zeugen Jehovas als Beweismittel verwenden
Als Beweis für die Ausgrenzungspraxis der Zeugen Jehovas hat der Staat vor Gericht sowohl Zitate aus dem „Ältestenbuch“ als auch Verweise auf die eigene Website der Religionsgemeinschaft JW(dot)org vorgelegt. Sie sind der Meinung, dass beide Quellen klare Antworten auf die Praxis des Ausschlusses von Mitgliedern geben und sie ermutigen, keinen Kontakt mit ausgestoßenen Familienmitgliedern zu haben. Die Zeugen Jehovas verhindern somit den freien Austritt. Der Staat glaubt auch beweisen zu können, dass die Rechte der Kinder in der Religionsgemeinschaft verletzt werden, indem sie psychischer Gewalt und sozialer Kontrolle ausgesetzt werden.
Die Zeugen Jehovas hingegen sind der Ansicht, dass das „Ältestenbuch“ ein religiöser Text ist und dass Dinge aus diesem Buch nicht wörtlich interpretiert werden dürfen. Laut der Zeitung Vårt Land haben die Zeugen Jehovas vor Gericht darauf hingewiesen, dass die Religionsfreiheit dem Staat Grenzen setzt und dass der Staat grundlegende religiöse Texte nicht auslegen darf.
„Wie die Dinge interpretiert und im Vergleich zu anderen Aussagen in denselben Texten gewichtet werden, hat der Richter nicht die theologischen Voraussetzungen, um zu entscheiden.“, sagte Anders Ryssdal, der Anwalt der Zeugen Jehovas, letzte Woche vor Gericht.
In einer E-Mail führt Jørgen Pedersen, Sprecher der Zeugen
Jehovas in Skandinavien, aus:
„Es ist wichtig zu betonen, dass die Tatsache, dass es nicht Sache des Staates ist, die Texte der Zeugen Jehovas zu interpretieren, nicht von den Zeugen Jehovas erfunden wurde. Dieser Grundsatz ist in der internationalen Rechtsprechung, zum Beispiel durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), eindeutig festgelegt worden.“
Mehr als Religionsfreiheit
Für die Zeugen Jehovas geht es in diesem Fall nicht nur um die Religionsfreiheit, sondern auch um die mehr als 50 Millionen NOK [Norwegische Kronen], die sie seit 2021 an staatlichen Beihilfen verloren haben. Für Jan Frode Nilsen und die anderen ehemaligen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft geht es um viel mehr.
„Der Fall wird in mehreren Ländern aufmerksam verfolgt, und viele sind besorgt über das Ergebnis und die Bedeutung, die es im Nachhinein haben wird. Aber unabhängig davon, wie der Fall ausgeht, konnten diejenigen, die über ihre eigene Ausgrenzung und den Verlust aller sozialen Kontakte zu Familie und Freunden ausgesagt haben, ihre Geschichte laut erzählen. Ich denke, das ist eine gute Erfahrung für viele, die nach ihrem Austritt aus den Zeugen Jehovas eine schreckliche Zeit erlebt haben.“
Der Prozess endete am Freitag, dem 19. Januar, und sollten die Zeugen Jehovas den Prozess gegen den Staat verlieren, wird wahrscheinlich Berufung eingelegt.
„Sollte es ein negatives Urteil geben, werden wir unsere rechtlichen Möglichkeiten prüfen“, schreibt Jørgen Pedersen, Sprecher der Zeugen Jehovas.
Zeugen Jehovas fordern 35 Millionen an staatlichen Subventionen!
Weitere Rechtsentscheidungen gegen Zeugen Jehovas – Europa und International -> hier!
Der Staat Norwegen verweigert der Organisation der Zeugen Jehovas die Registrierung als Religionsgemeinschaft samt finanzieller Unterstützung. Nun klagte die Organisation gegen den Staat. Über den Prozess in Oslo.
Der norwegische Aktivist Jan Frode Nilsen und der Rechtsberater der Zeugen Jehovas, Ben Elder: Auf entgegengesetzten Seiten stehend – so erlebten sie den Prozess
FAZIT: Am Freitag trennten sich nach dem zweiwöchigen Streit
zwischen dem Staat und den Zeugen Jehovas die Wege der Parteien vor dem Osloer
Bezirksgericht. Ben Elder und Jan Frode Nilsen haben den Fall von verschiedenen
Seiten aus verfolgt.
Ein Artikel von Jor Hjulstad Tvedt, erschienen in der Tageszeitung Vårt Land Veröffentlicht: am 19. Januar 2024 Übersetzung: JZ Help e.V.
Am Freitag haben die Parteien ihre Schlussplädoyers im
Prozess zwischen den Zeugen Jehovas und dem Staat vor dem Osloer Bezirksgericht
gehalten. Das Gericht hat sich nun zurückgezogen, und der Fall wurde zur
Verhandlung aufgenommen.
Vårt Land hat mit zwei Personen gesprochen, die den Fall in dieser Woche aufmerksam verfolgt haben – und zwar von verschiedenen Seiten. Jan Frode Nilsen ist ein ehemaliges Mitglied der Organisation und war selbst als Zeuge für den Staat geladen.
Ben Elder ist Rechtsberater bei der Europäischen Vereinigung
der Zeugen Jehovas zum Schutz der Religionsfreiheit, einer Organisation, die
sich gegen die Justiz und die Behörden einsetzt, um die Interessen der
Religionsgemeinschaft zu verteidigen.
Jan Frode Nilsen sagt, dass es in den letzten Tagen
schwierig war, die Verfahren der Zeugen Jehovas zu verfolgen.
„Es wird so dargestellt, als ob alles, was man erlebt hat, und die Geschichte, die man mit sich herumträgt, nur in seinem eigenen Kopf ist“, sagt er.
Er sagt, er sei vor allem überrascht, wie weit die Zeugen
Jehovas gehen, wenn sie leugnen, dass es eine feste Lehre darüber gibt, wie die
Ausgeschlossenen zu behandeln sind. Gleichzeitig hat er das Gefühl, dass die
Anwälte der Religionsgemeinschaft in dieser Frage schwanken.
„In einem Moment geben sie zu, dass es eine Praxis gibt, im nächsten sagen sie, dass sie keine haben. Meiner Meinung nach sollte es eigentlich keinen Zweifel an der Tatsache geben, und die interessante Frage ist die rechtliche.“
EX-ZEUGE JEHOVAS: Jan Frode Nilsen war einer der Zeugen der Staatsanwaltschaft vor Gericht. (Privatfotos)
Internationale Aufmerksamkeit
Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens ist Nilsen der
Ansicht, dass man aus diesem Fall viel lernen kann. Deshalb wird er auch von
Ex-Zeugen in der ganzen Welt sehr aufmerksam verfolgt, sagt er. Mit der
Behauptung, dass es keine korrekte Praxis gibt und dass es jedem einzelnen
Mitglied überlassen bleibt, wie es mit ausgeschlossenen Mitgliedern umgeht,
haben die Zeugen Jehovas nach Ansicht von Nilsen Aussagen gemacht, die
internationale Bedeutung haben werden.
„Sie haben die Zahnpasta aus der Tube gedrückt, und sie werden es nie wieder rückgängig machen können. Und es gibt nichts, was wir mehr wollen als das.“
Er sagt auch, dass das, was sich vor Gericht zeigte, völlig
im Gegensatz zu dem steht, was im Wachtturm, der eigenen Zeitschrift der Zeugen
Jehovas, steht.
„Deshalb wollen sie die Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas von der Beweisführung abschirmen und sagen, dass dies „heilige Texte“ sind, die der Staat nicht auslegen kann. Denn sie wissen, was dort geschrieben steht.“
„Für uns ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, wer die Wahrheit sagt. Immerhin werden wir als ein paar verärgerte Aktivisten dargestellt. Dann ist es klar, dass es persönlich wird.“ – Jan Frode Nilsen –
Selbsttherapeutisch
Noomi und Rakel bei ihrer Zeugenaussage vor Gericht in Oslo. Hinter ihnen einige Mitglieder der ZJ Norwegen, z.B. ein Kreisaufseher mit seiner Frau. (Photocredit: Patrick Haeck)
Für ihn und die anderen Ex-Zeugen geht es nicht in erster Linie darum, vor Gericht zu gewinnen, sagt Nilsen. Ob die Zeugen Jehovas die staatliche Unterstützung verlieren, ist seiner Meinung nach Nebensache. Viele derjenigen, die vor Gericht ausgesagt haben, haben ihre Geschichte noch nie zuvor auf diese Weise erzählt, und er sagt, dass dies an sich eine große Bedeutung hatte. Er sagt auch, dass er und die anderen Ex-Zeugen es seltsam fanden zu hören, wie sich die Zeugen Jehovas als verletzliche Minderheit darstellen.
„Denn auf individueller Ebene sind wir [Ex Zeugen Jehovas im Gericht in Oslo – Anm. JZ Help e.V.] diejenigen, die in der Minderheit waren. Einzelpersonen [ohne große finanzielle Mittel – Nachtrag von Jan Frode Nilsen an JZ Help e.V.] im Angesicht einer weltweiten Organisation, die Milliarden in den Büchern und Millionen von Mitgliedern hat.“ [Sie zahlten ihrem Anwalt Ryssdal 600 € pro Stunde. Insgesamt haben sie allein für dieses Gerichtsverfahren im Januar 450.000 EUR ausgegeben. – Nachtrag von Jan Frode Nilsen an JZ Help e.V.]
Nilsen meint auch, dass die Anwälte der Regierung gute
Arbeit geleistet haben. Ihm zufolge sind sie ruhig geblieben und haben dem
widerstanden, was er als Strategie der Verschleierung und Verwirrung durch
Hervorhebung irrelevanter Punkte und Beispiele ansieht:
„Die Zeugen Jehovas wollen die Sache als eine Frage
religiöser Verfolgung darstellen. Ich habe das Gefühl, dass die Anwälte gut
darin sind zu sagen: „Entspannen Sie sich, darum geht es nicht, es geht um
eine staatliche Unterstützungsregelung“.“
Keine Kenntnis von anderen Fällen
Ben Elder war Zeuge für die Zeugen Jehovas und sagt, dass die Organisation, die er vertritt, oft als dritte Partei in europäischen Gerichtsverfahren auftritt. Sie arbeiten auch daran, das Verständnis für die Herausforderungen, mit denen die Zeugen Jehovas konfrontiert sind, unter öffentlichen Akteuren und Menschenrechtsaktivisten zu verbreiten. Sie haben den Fall zwischen dem Staat und den Zeugen Jehovas in Norwegen seit dessen Beginn im Jahr 2022 verfolgt.
Frage: „Ist der Fall einzigartig im europäischen Kontext?“
Elder: „Ja und nein, ähnliche Anschuldigungen sind in der
Vergangenheit erhoben worden. Einzigartig ist jedoch, dass es so weit gekommen
ist und dass die Registrierung als Religionsgemeinschaft bereits zurückgezogen
wurde. Ich glaube nicht, dass das bisher in einem anderen europäischen Land
geschehen ist. Das ist Neuland für uns, und um ehrlich zu sein, waren wir von
der Entscheidung des Landrats und des Ministeriums sehr überrascht.“
Laut Elder beobachtet die Organisation eine zunehmende
Aktivität der so genannten „Anti-Kult“-Organisationen in Europa. Laut
Elder handelt es sich dabei um Organisationen, die mit dem Ziel gegründet
wurden, religiöse Minderheiten anzugreifen, indem sie behaupten, sie seien
zweitklassige Religionen und schädlich für die Gesellschaft.
„Die gleiche Rhetorik wird in jedem Land mit genau dem
gleichen Wortlaut wiederholt.“
Glaubt, dass der Staat schwache Beweise hat
Auf die Frage, ob er zuversichtlich sei, dass sich das
Gericht auf ihre Seite schlagen werde, antwortet Elder, er sei zuversichtlich,
dass der Fall auf soliden rechtlichen Argumenten beruhe. Aber wenn es um das
Ergebnis geht, hängt alles davon ab, was der Richter hervorhebt, sagt er.
Frage: „Beeindrucken Sie die Geschichten, die in den Aussagen der Ex-Zeugen auftauchen?“
Elder: „Ja, natürlich, wenn Menschen schlechte
Erfahrungen gemacht haben und psychisch krank sind – das ist eine schreckliche
Situation, in der man sich befindet. Aber zu sagen, dass dies auf unsere
Religion zurückzuführen ist… Da tun wir uns ein bisschen schwer.“
Er sagt auch, dass der Staat keine Beweise für eines seiner
Hauptargumente vorgelegt hat, nämlich dass die Organisation Minderjährige
ausschließt und auf diese Weise psychologische Gewalt gegen Kinder ausübt.
„Der einzige Beweis, den der Staat vorgelegt hat, dass
Minderjährige ausgeschlossen werden, war ein Fall vor fast 30 Jahren. Wenn das
alles ist, dann ist es zu wenig, um zu sagen, dass es ein großes Problem ist.“
In die Gesellschaft integriert
Frage: „Aber selbst, wenn Sie sich dafür verbürgen, dass
es sich um Einzelschicksale handelt und dass es rechtlich nichts zu beanstanden
gibt. Glauben Sie, dass Sie trotzdem etwas an der Art und Weise, wie Sie
ehemalige Mitglieder behandeln, tun könnten, damit weniger schlechte
Erfahrungen gemacht werden?“
Elder: „Das ist eine gute Frage, und ich glaube, sie
wurde von der Religionsgemeinschaft beantwortet, als der Staatsverwalter sagte,
dass die Zeugen Jehovas ihre Praxis ändern müssen, um Unterstützung zu
erhalten. Das können wir nicht, denn sie basiert auf unserem Verständnis der
Bibel und unserer festen Überzeugung von dem, was sie sagt“, antwortet
Elder.
Er fügt hinzu, dass sich die Organisation
„natürlich“ an die nationale Gesetzgebung halten werde, aber er sei
zuversichtlich, dass die derzeitige Gesetzgebung auf ihrer Seite sei.
Frage: „Sie werden oft als eine geschlossene
Religionsgemeinschaft bezeichnet. Was denken Sie darüber?“
Elder: „Ich persönlich finde das lächerlich, aber das
hören wir oft, ja. Wir leben nicht in Isolation, wir haben Fernsehen, Internet
und nehmen am Gemeinschaftsleben teil.“
Im Vergleich zu vielen anderen Religionsgemeinschaften sind
die Zeugen Jehovas nach Ansicht von Elder sehr gut in die Gesellschaft
integriert.
„Wir schicken unsere Kinder auf dieselben Schulen wie
alle anderen, wir sind Ihre Nachbarn und Ihre Kollegen. Wir stehen sogar auf
Ihrer Fußmatte, und am Samstagmorgen stehen wir an der Straßenecke“, sagt
er mit einem Lächeln.
Das Urteil wird voraussichtlich in etwa zwei Wochen erwartet.
Mit der heutigen Entscheidung wies Richter Wilson vom Obersten Gerichtshof von British Columbia eine Petition zurück, in der behauptet wird, das Datenschutzgesetz der Provinz verletze die Religionsfreiheit zweier Gemeinden der Zeugen Jehovas (Britisch Columbia Humanist Association 08.01.2024).
Zwei ehemalige Zeugen Jehovas (die Antragsteller) hatten von ihrem Recht gemäß dem Personal Information Protection Act (PIPA) der Provinz Gebrauch gemacht und persönliche Aufzeichnungen ihrer ehemaligen Gemeinden in Grand Forks und Coldstream verlangt. Älteste der Gemeinden erhoben Einspruch und behaupteten, eine solche Offenlegung würde „vertrauliche religiöse Kommunikation“ offenlegen. Der Informations- und Datenschutzbeauftragte von British Columbia entschied im Juni 2022, dass die Gemeinden die Aufzeichnungen ihrem Büro zur Prüfung vorlegen müssen, bevor sie den Antragstellern übergeben werden.
Italien/Rimini – Ende November wurde in der italienischen Fernsehsendung, “Chi l’ha visto” (wörtlich “Wer hat’s gesehen?”, vergleichbar mit “Aktenzeichen XY ungelöst” in Deutschland) ein Video der Zeugen Jehovas über den Kontaktabbruch zu Ex-ZJ ausgestrahlt und sogar erwähnt, dass die ZJ-Organisation dieses von ihrer Website wieder gelöscht hat.
Hintergrund dafür ist ein ungelöster brutaler Mordfall Anfang Oktober in Rimini an einer 78-jährigen ZJ, Piera Paganelli, auf dem Heimweg nach einer Versammlung. Unter den Verdächtigen sind Bewohner aus ihrem Stockwerk: Schwiegertochter, Nachbarn, Bruder der Schwiegertochter, Vater der Schwiegertochter.
Die Ermittler deckten Bemerkenswertes auf: Die Schwiegertochter, eine Zeugin Jehovas, hatte ein Verhältnis mit dem Nachbarn. Als die Leiche gefunden wurde, hätte ein Rechtskomitee mit der Schwiegertochter stattfinden sollen. Die Aussage der Ermordeten wäre wichtig für die Entscheidung des Rechtskomitee gewesen. Monate vorher wurden ihrem Ehemann, einem Dienstamtgehilfen, die Vorrechte entzogen wegen Steuerhinterziehung und weil sie in der Ehe Probleme hatten. Kurz danach hatte er einen “Unfall” und lag monatelang im Koma. Er hätte am Tag nach dem Mord entlassen werden sollen.
Da in der Öffentlichkeit bekannt wurde, dass die Schwiegertochter Angst vor dem Komitee hatte und dass dies damit ein Motiv sein könnte, haben die Ältesten und die Zentrale der Zeugen Jehovas in Rom in Interviews irreführenderweise erklärt, dass sie sich nur nach dem Befinden erkundigen wollten und jedes Mitglied freiwillig aus der Organisation aussteigen kann und trotzdem die familiären Kontakte selbstverständlich unverändert bleiben, usw. (siehe auch: Soziale Ächtung und Kontaktverbot)
Viele Ex-ZJ haben an die Redaktion geschrieben und erklärt, was wirklich läuft, so dass gestern das Ächtungsvideo ausgestrahlt wurde und Zeugenaussagen vieler Ex-JZ erwähnt wurden.
Seit zwei Monate ist das Image die Zeugen Jehovas in Italien nicht mehr so positiv und es wird oft im Fernsehen über die dunkle Zeugen Jehovas-Welt berichtet. Dinge wie Rechtskomitee, Ausschluss, Kontaktabbruch und introvertierte Älteste, die sich hinter dem religiösen Beichtgeheimnis verstecken, werden nicht nur von Journalisten, sondern auch von Kriminologen und Ermittlern öffentlich auseinandergenommen. Bis heute wurde der Mörder noch nicht gefunden. Auch eine Spur in die Gemeinde wird nicht ausgeschlossen.
14.12.2023 – Spanisches Gericht entscheidet zugunsten des Vereins Asociación Española de víctimas de los testigos de Jehová (AEVTJ), dass Jehovas Zeugen als „zerstörerische Sekte“ und Betroffene als „Opfer“ bezeichnet werden können.
Die Zeugen Jehovas haben einen schweren juristischen Rückschlag erlitten in ihrem Bemühen die ehemaligen Anhänger, die sich in einer Opfervereinigung zusammengeschlossen hatten, zum Schweigen zu bringen und die Auflösung des Vereins zu erzwingen.
Pressestimmen
Gericht in Madrid akzeptiert das Jehovas Zeugen als “zerstörerische Sekte” und ihre Anhänger als “Opfer” bezeichnet werden können Nachrichten.es 13.12.2023
Jehovas Zeugen sind eine „zerstörerische Sekte“ und die ehemaligen Mitglieder seien „Opfer“, heißt es in einem Urteil Die Klage dieser religiösen Organisation gegen die spanische Vereinigung der Opfer der Zeugen Jehovas wird abgewiesen. Larazon 14.12.2023
Die Justiz umfasst die Vereinigung der Opfer der Zeugen Jehovas Ein Madrider Gericht schließt aus, dass das Unternehmen das Recht auf die Ehre eines Geständnisses verletzt hat, obwohl zwei weitere Klagen noch anhängig sind. Conica 13.12.2023
Ein Madrider Richter behauptet, die Zeugen Jehovas seien eine Sekte und ehemalige Mitglieder seien Opfer Ein Satz weist darauf hin, dass es sich um eine Sekte für „übermäßige Kontrolle“ handelt die sie auf ihre Gläubigen ausübt. El National Cat 14.12.2023
Ein Urteil legt fest, dass die Meinungsfreiheit die Bezeichnung für die Zeugen Jehovas als „zerstörerische Sekte“ schützt Europapress.es 14.12.2023
Laut Gerichtsurteil seien die Zeugen Jehovas eine „zerstörerische Sekte“ Noticias 14.12.2023
Die Zeugen Jehovas der Niederlande haben gegen den Staat geklagt, weil dieser eine Untersuchung zum Umgang der Gemeinschaft mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Auftrag gegeben hatte. Die Zeugen Jehovas haben diese Klage verloren, wie am 13. Dezember 2023 bekannt wurde.
Zur Vorgeschichte
In den Niederlanden gründeten im Jahr 2018 ehemalige Zeugen Jehovas eine Organisation für Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch – Reclaimed Voices. Innerhalb kurzer Zeit sammelte die Organisation 276 Berichte über sexualisierte Gewalt gegen Kinder innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas. Dazu gib es diese sehr empfehlenswerte Dokumentation mit deutschen Untertiteln.
Die schiere Anzahl von Betroffenen und auch ihre Geschichten bewegten die niederländische Öffentlichkeit sowie die Politik. In der Folge wurde die niederländische Regierung aktiv und forderte die Zeugen Jehovas auf, eine eigene unabhängige Untersuchung einzuleiten, was die Organisation verweigerte. Aus diesem Grund beauftragte die niederländische Regierung die Universität Utrecht, Vorfälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder sowie den Umgang der Organisation damit zu untersuchen.
Mindestens 751 Rückmeldungen wurden von der Universität Utrecht untersucht, s. diesen Artikel im Tagesspiegel vom Januar 2020. Die Zeugen Jehovas versuchten diesen Bericht – hier die deutsche Übersetzung der Zusammenfassung – zur Untersuchung im Januar 2020 gerichtlich zu verhindern, hatten aber keinen Erfolg. Der Bericht stellte der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas das denkbar schlechteste Zeugnis im Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder aus.
Im April 2021 wurde bekannt, dass die Organisation der Zeugen Jehovas versuchte, an die Gesprächsprotokolle der von Missbrauch Betroffenen, die gegenüber der Universität Utrecht Auskunft gegeben hatten, heranzukommen, was der Organisation jedoch verwehrt wurde.
Die Zeugen Jehovas haben schließlich den Staat Niederlande verklagt wegen der in Auftrag gegebenen Untersuchung durch die Universität Utrecht, aber verloren, wie am 13. Dezember 2023 bekannt wurde. Siehe dazu den Artikel unten.
weiterlesen
Gericht: Minister hat Zeugen Jehovas nicht diskriminiert
Der Minister für Justiz und Sicherheit hat die Zeugen Jehovas nicht diskriminiert, indem er 2018 und 2019 nur sie wegen des Umgangs mit Beschwerden über sexuellen Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft überprüfen zu lassen. Dies hat das Gericht in Den Haag heute entschieden.
Nach Ansicht des Gerichts war es nicht notwendig, eine solche Untersuchung auch bei anderen kirchlichen Organisationen durchzuführen, da es zu diesem Zeitpunkt keine Anzeichen dafür gab, dass der Umgang mit solchen Beschwerden dort nicht in Ordnung war.
Die Zeugen Jehovas haben den niederländischen Staat wegen Diskriminierung verklagt, wie die Zeitschrift Trouw Anfang dieser Woche berichtete. Der Grund: Nur ihr Umgang mit sexuellem Missbrauch wurde von der Regierung untersucht, während andere religiöse Gruppen außenvor gelassen wurden. Der ehemalige Justizminister Sander Dekker hatte dies angeordnet. Die Zeugen Jehovas haben in den Niederlanden etwa 30.000 Mitglieder und ihren Hauptsitz in Emmen.
Stigmatisierung
Die Zeugen Jehovas waren der Ansicht, dass Dekker sich stigmatisierend über sie geäußert und durch die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen mehrere Grundrechte verletzt habe, nachdem die Universität Utrecht die Untersuchung durchgeführt hatte. Das Gericht befand, dass die Äußerungen des ehemaligen Ministers im Rahmen des Zulässigen lagen, auch wenn sie kritisch waren, wie aus dem Urteil hervorgeht.
Die Studie, um die sich dieser Rechtsstreit dreht, erschien 2020, nachdem aufgedeckt worden war, dass der Umgang mit Missbrauchsfällen innerhalb der Zeugen Jehovas zu wünschen übrig ließ. Laut den Opfern hatte die Handhabung mit der geschlossenen Kultur bei den Zeugen Jehovas zu tun. Die Glaubensgemeinschaft war mit den Schlussfolgerungen der Untersuchung überhaupt nicht einverstanden und versuchte, die Veröffentlichung des Berichts zu verhindern, verlor aber in der Berufung.
Maßnahmen gerechtfertigt
Minister Dekker war enttäuscht, dass der Vorstand der Zeugen Jehovas selbst keine Maßnahmen ergreifen wollte, um den Umgang mit Beschwerden über sexuellen Missbrauch zu verbessern. Er habe sich im Repräsentantenhaus dazu geäußert und genieße dort Immunität, sagte der Richter.
Die Zeugen Jehovas wollten ein Verbot von Äußerungen, Strategien oder Maßnahmen, die auf dem Bericht der Universität basieren. Der Richter erklärte jedoch, die vorgeschlagenen Maßnahmen seien gerechtfertigt und ausreichend sorgfältig ausgearbeitet.
Aktivistinnen und Aktivisten prangern in Japan die Menschenrechtsverletzungen an Kindern innerhalb der Zeugen Jehovas an. Die Regierung nimmt die angeprangerten Verstöße ernst, das öffentliche Interesse ist groß. Derweil reagiert die Wachtturm-Organisation der Zeugen Jehovas panisch.
In einer uns vorliegenden E-Mail vom 1. Dezember verschickte allem Anschein nach das Zweigbüro Zentraleuropa in Selters eine Bitte um Unterstützung an Mitglieder in wichtigen Funktionen. „Gesucht werden positive Statements von Behörden, aber auch von Fachleuten wie Schuldirektoren, Lehrern, Professoren, Akademikern“. Sie sollten sich, möglichst mit offiziellem Briefkopf, positiv zu den Zeugen Jehovas äußern: Zur ihrer Erfahrung zu Kindererziehung, dem Material der Organisation für Kinder oder positiven Beiträgen von Zeugen Jehovas-Jugendlichen in der Gesellschaft. Der Grund für dieses Ersuchen sei eine besorgniserregende Entwicklung in Japan, das Land sollte jedoch bitte nicht namentlich genannt werden.
Dieses recht hilflos wirkende Schreiben scheint damit die Reaktion der Organisation auf die gute Arbeit japanischer Kolleginnen und Kollegen zu sein, die Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Organisation der Zeugen Jehovas anprangern – und von Staat und Gesellschaft gehört werden. Hier einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
1. Gruppe von Anwälten prangert Menschenrechtsverletzungen an Kindern an
„Wir wollen die Verletzung der Menschenrechte von Anhängern der zweiten Generation stoppen“, so Jun Tabata, Mitglied der Anwaltsgruppe, die sich für Menschen, die in die Zeugen Jehovas hineingeboren sind, einsetzt (Zitat aus dem Artikel bei Sumikai vom 2. März 2023). Die Gruppe hatte Schilderungen Betroffener gesammelt, u.a. zum sogenannten Blutverbot und körperlicher Bestrafung, und in einem Bericht zusammengestellt. Diesen überreichte sie am 27. Februar 2023 ans Gesundheitsministerium. 77 von 78 Betroffenen gaben an, in ihrer Jugend körperliche Misshandlung erfahren zu haben.
Kurz zuvor, im Dezember 2022, hatte das Ministerium seine Richtlinien für den Umgang mit Missbrauch an Kindern von Angehörigen religiöser Gruppen veröffentlicht. Darin heißt es etwa, dass die Verweigerung von Bluttransfusionen einer Vernachlässigung gleichkomme. Zum Thema Blutverbot hatten die Zeugen Jehovas eine Presseerklärung herausgegeben, in der sie ihre ablehnende Haltung bekräftigten. Siehe dazu auch die Übersetzung des Artikels vom 28. Februar 2023 in UCA News.
Pressekonferenz zu Umfrage zu Missbrauchserfahrungen
Gruppe der Rechtsanwälte auf dem Weg zur Medienkonferenz – Bild aus dem Beitrag bei NTV News 24 vom 20. November 2023
Die Befragung zeichnete ein trauriges Bild des Aufwachsens als Zeuge-Jehovas-Kind:
Mehr als 80 % der Befragten gaben an, dass sie eine Karte bzw. Ausweis besassen, aus dem hervorgeht, dass die Eltern nicht wollen, dass ihren Kindern Bluttransfusionen verabreicht werden.
92 % Prozent der Befragten gaben an, Schlagen mit bloßen Händen, Linealen oder Gürteln erlebt zu haben.
96 % der Befragten gaben zudem an, dass sie an bestimmten Unterrichtsstunden und Schulveranstaltungen nicht teilnehmen durften .
All diese Themen wurden in Leitlinien des Gesundheitsministeriums vom Dezember 2022 als Kindesmissbrauch eingestuft.
Ayuko Kato, Staatsministerin für Kinderfragen. Bild aus dem Artikel vom 28. November 2023 in der Japan Times
Die Staatsministerin für Kinderfragen, Ayuko Kato, sagte auf einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung: „Kindesmissbrauch darf niemals toleriert werden, auch wenn er auf religiösen Überzeugungen beruht“ (s. Übersetzung des Artikels vom 21. November in The Asahi Shimbun).
Zum Thema Bluttransfusionsverbot berichteten die Medien auch über einen jungen Mann: Er musste als Kind auf eine notwendige Herzoperation acht Jahre lang warten bis zu seinem 18. Geburtstag, weil seine Eltern die Gabe einer Bluttransfusion ablehnten. Siehe dazu diesen englischen Artikel vom 21. November in The Asahi Shimbun.
Anhörung im Parlament
Am gleichen Tag als die Anwaltsgruppe den Bericht präsentierte, veranstaltete die wichtigste Oppositionspartei, die Demokratische Verfassungspartei Japans, eine Anhörung im Parlament.
Anhörung im Parlament. Ein ehemaliges Mitglied des Krankenhausverbindungs-Komitees sagte aus. Quelle: Youtube-Video vom 22. November 2023
Bei der Medienkonferenz kamen auch zwei ehemalige Mitglieder der Zeugen Jehovas zu Wort. Einer dieser Ehemaligen sagte aus, er habe als Verbindungsmitglied zu einer medizinischen Einrichtung Mitglieder angewiesen, Bluttransfusionen abzulehnen, obwohl er keine medizinischen Kenntnisse oder Qualifikationen besaß (s. Übersetzung des Artikels vom 21. November in The Asahi Shimbun).
2. Umfrage zu sexuellem Missbrauch durch die Gruppe JW Child Abuse Damage Archive
Eine Gruppe von ehemaligen Zeugen Jehovas, die sich JW Child Abuse Damage Archive nennt, überreichte am 7. November der Behörde für Kinder und Familien einen Bericht zu sexuellem Missbrauch innerhalb der Religionsgemeinschaft und forderte Massnahmen.
Das Ergebnis dieser Befragung zeigte ein verheerendes Ausmass von genannten sexuellen Übergriffen verschiedener Art:
Von den Befragten gaben 37 an, von Mitgliedern der Zeugen Jehovas sexuell missbraucht worden zu sein. 35 von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt minderjährig.
Von den Befragten wurden 42, darunter 15 als Minderjährige, in einem Rechtskomitee gezwungen, von ihren sexuellen Erfahrungen zu erzählen. Über 60 % der Befragten gaben an, dass sie immer noch Schwierigkeiten haben, mit dieser Erfahrung fertig zu werden.
139 der Befragten gaben an, dass sie unangemessenen sexuellen Ausdrücken wie „Analsex“, „Sodomie“ und „Oralsex“ ausgesetzt waren, neben vielen anderen Dingen. Mehr als 80 % sagten, sie seien unter 12 Jahre alt gewesen, als sie zum ersten Mal von solchen Dingen hörten.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gilt es als sexueller Missbrauch, „wenn unter dem Deckmantel der Erziehung Materialien mit sexuell eindeutigem Inhalt gezeigt oder mündlich weitergegeben werden, die für das Alter der Person unangemessen sind“, und „wenn jemand gezwungen wird, mit Mitarbeitern einer religiösen Organisation über persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit seiner Sexualität zu sprechen“ (s. Übersetzung des Artikels vom 28. November in The Asahi Shimbun).
Medienkonferenz des JW Child Abuse Damage Archive
Am 28. November hielt die Gruppe in
Tokyo eine Medienkonferenz ab. Die Gründerin der Gruppe mit dem Pseudonym
Michiko, selbst Betroffene sexuellen Missbrauchs innerhalb der Zeugen Jehovas, sagte,
dass die Umfrage gemacht wurde, weil nur wenige Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs
im Lande erstattet würden, jedoch zahlreiche mutige Betroffene sich dazu in den
sozialen Medien äußerten.
Medienkonferenz vom 28. November 2023 in Tokyo – Bild aus dem Artikel von The Asahi Shimbun vom 4. Dezember 2023
An der Pressekonferenz in Tokyo nahm
auch ein Ältester, ebenfalls unter einem Pseudonym, teil. Er äußerte sich zu den
Vorgaben der Glaubensgemeinschaft: „Innerhalb der Organisation gab es eine
Regel, Probleme nur dann anzusprechen, wenn es zwei oder mehr Zeugen gab, was
oft dazu führte, dass Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern, die in einer
Umgebung ohne Aufsicht durch Dritte stattfanden, außer Acht gelassen wurden.“
„In Japan besteht die Verpflichtung, Kindesmissbrauch den Kinderberatungsstellen zu melden, aber anstatt dass die Ältesten entscheiden, eine Meldung zu machen, besteht das Verfahren darin, zuerst die japanische Zweigstelle anzurufen, um sich beraten zu lassen. Das wirft Fragen über die Absichten der Organisation auf“ (Zitate aus der Übersetzung des Artikels vom 28. November in The Asahi Shimbun).
Die große politische und gesellschaftliche Resonanz auf die Informationen japanischer Aktivistinnen und Aktivisten dürfte auch mit der kürzlichen Ermordung des ehemaligen Premierministers Shinzo Abe im Jahr 2022 zu tun haben. Der Täter war ein Mann, der sich als Opfer der Moon-Sekte verstand. Dieses Ereignis sensibilisierte die japanische Gesellschaft und Politik für die Gefahren vereinnahmender Gruppen. Dazu kommt, dass Japan sehr säkular ist und das Christentum eine untergeordnete Rolle spielt.
3. Schreiben vom Zweigbüro Zentraleuropa mit Bitte um Unterstützung
Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Entwicklungen in Japan kann man das uns vorliegende Schreiben von Selters als Versuch der Schadensbegrenzung verstehen.
wir schreiben euch heute in einer sensiblen und sehr eiligen Angelegenheit, in der wir euch gern um eure Mithilfe bitten möchten.
In einer kurzfristig angesetzten Besprechung haben wir heute
erfahren, dass wir das große Vorrecht haben, die Weltzentrale bei einem sehr
wichtigen Projekt zu unterstützen.
Was ist die Problemstellung? Unsere Brüder und Schwestern in Japan haben aktuell mit einem schwerwiegenden Problem zu kämpfen: Ein neues Ministerium, das erst ca. ein Jahr im Amt ist, geht bedauerlicherweise davon aus, dass die Kindererziehung von Jehovas Zeugen den Kindern schadet und sogar eine Art „Kindesmissbrauch“ darstellt. Das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung.
Wie könnt ihr helfen? Gesucht werden positive Statements von Behörden, aber auch von Fachleuten wie Schuldirektoren, Lehrern, Professoren, Akademikern, etc. z. B. zu folgenden Themen:
Zur Erfahrung mit der Kindererziehung von Eltern, die Zeugen Jehovas sind allgemein (liebevolle, fürsorgliche, ausgewogene Erziehung, angemessenes Interesse an Kindern)
Zum Material für Kinder und Jugendliche auf jw.org
Über Kinder von Zeugen Jehovas (sind z.B. in der Schule nicht auffällig, sondern vorbildlich; nehmen keine Drogen, sind nicht kriminell; sind gut integriert, ausgeglichen etc.)
Über positive Beiträge unserer Jugendlichen in der Gesellschaft
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch in eurer jeweiligen
Funktion selbst zu diesen Punkten äußert – möglichst auf mit einem offiziellen
Briefkopf, der eure aktuelle Funktion zeigt. Außerdem sind wir natürlich auch
sehr an weiteren Statements von Außenstehenden interessiert. Fallen euch
vielleicht Kollegen oder andere Personen ein, die in diesem Zusammenhang
fundierte Aussagen machen könnten? Falls ja, dann kontaktiert diese Personen
doch bitte schnellstmöglich und bittet sie um eine schriftliche Aussage (falls
möglich auch auf einem offiziellen Briefkopf). WICHTIG: In den gewünschten
Statements, die nicht lang sein müssen, soll nicht auf Japan Bezug genommen
werden sondern die Formulierung sollte eher allgemein gehalten sein. Auch
sollte am besten nicht an eine konkrete Person adressiert werden sondern „to
whom it may concern“ („Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „an die zuständige
Stelle“).
Wenn ihr Außenstehende ansprecht, könntet ihr die Bitte
damit begründen, dass in einem asiatischen Land ein neugegründetes Ministerium,
das noch keine Erfahrung mit Jehovas Zeugen hat, aufgrund von
Falschinformationen Vorurteile ggü. unserer religiösen Minderheit hat. Sicher
würde ihnen die europäische Sicht hilfreich sein, da man hier bereits seit
Jahrzehnten Erfahrungen mit Jehovas Zeugen gesammelt hat. Wir bitten euch,
„Japan“ nicht zu erwähnen, aber die gewünschte Zielrichtung und die Dringlichkeit
der Anfrage zu verdeutlichen.
Deadline: Die Statements benötigen wir bereits im Laufe der nächsten Woche.
Wir betrachten es als ein Privileg, mit euch in diesem
wichtigen Bemühen zusammenzuarbeiten und so zur „Verteidigung und gesetzlichen
Befestigung der guten Botschaft“ beitragen zu können (Phil. 1:7). Bitte macht
diese Angelegenheit doch auch zum Gegenstand eurer persönlichen Gebete. Wir
sind völlig davon überzeugt, dass Jehova die gemeinsamen Bemühungen zur Ehre
seines Namens segnen wird (2. Kor. 10:4, 5; Jes. 54:17).
Noch eine Bitte zum Schluss: Behandelt die Informationen
bitte vertraulich und leitet diese E-Mail nicht ohne Rücksprache weiter!
Herzlichen Dank vorab für die wertvolle Unterstützung und
ein schönes Wochenende
Die Zeugen Jehovas weigern sich, ihren Mitgliedern Bluttransfusionen für deren Kinder zu gestatten und berufen sich dabei auf religiöse Gründe
Mitglieder der Zeugen Jehovas posieren für ein Foto vor einem Haus der Anbetung in Japan. (Jehovah’s Witnesses Examiner / Facebook/ Facebook)
Eine
in den USA ansässige christliche religiöse Gruppe in Japan hat ihren
Mitgliedern verboten, Bluttransfusionen für ihre Kinder während medizinischer
Behandlungen und in Notfällen durchzuführen, was gegen die Richtlinien der
Regierung verstößt, so eine japanische Anwaltsgruppe.
„Dies
ist ein ernstes Problem, bei dem es um das Leben von Kindern geht“, sagte
ein Anwalt der Anwaltskammer Tokio gegenüber Reportern, wie die Zeitung Yomiuri
am 27. Februar berichtete.
Die
Zeugen Jehovas – eine christliche Gruppe mit Sitz in den Vereinigten Staaten –
haben sich geweigert, ihren Mitgliedern Bluttransfusionen für ihre Kinder zu
gestatten, und dies mit religiöse begründet.
Berichten zufolge müssen die Kinder eine „Identifikationskarte“ bei sich tragen, die im Falle eines Unfalls oder eines anderen Notfalls Ärzt:innen und andere Personen darüber informiert, dass der bzw. die Karteninhaber:in aus religiösen Gründen zwar eine medizinische Behandlung, aber keine Bluttransfusionen erhalten möchte.
Kotaro
Tanaka, ein ehemaliges Mitglied der christlichen Gruppe, wies darauf hin, dass
die Verweigerung notwendiger medizinischer Behandlung für Kinder,
einschließlich Bluttransfusionen, „eine Form von Missbrauch“ sei.
Tanaka
hatte eine Selbsthilfegruppe gegründet, die sich mit dem Problem der
verweigerten medizinischen Versorgung befasst, nachdem sich einige Mitglieder
der Zeugen Jehovas an ihn gewandt hatten, weil sie sich Sorgen um die
Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Kinder machten.
Die
Unterstützungsgruppe besteht aus 15 Anwält:innen und Ärzt:innen, von denen
sechs ehemalige Mitglieder sind, die als Zeugen Jehovas der zweiten Generation
aufgewachsen sind, berichtete die Zeitung Asahi.
Die
Gruppe hat einen Bericht zu diesem Thema erstellt, der am 27. Februar den
Behörden zur weiteren Bearbeitung übergeben wurde.
In 77
der 78 untersuchten Fälle gaben die Betroffenen an, dass sie in ihrer Jugend
ausgepeitscht und gezwungen wurden, die Lehren der Organisation zu glauben.
Die
eklatante Verweigerung dringend benötigter medizinischer Versorgung durch die
religiöse Gruppe ist weit verbreitet, obwohl das Ministerium für Gesundheit,
Arbeit und Soziales klare Richtlinien herausgegeben hat, die es Japans
Gemeinden ermöglichen sollen, Kinder vor Schaden aufgrund religiöser
Überzeugungen zu bewahren.
Zuvor
hatte die Gruppe der Zeugen Jehovas als Reaktion auf die Richtlinien der
Regierung eine Presseerklärung herausgegeben, in der sie ihre Haltung zu dieser
Praxis bekräftigte.
In der
Presseerklärung hieß es, dass Eltern, die Anhänger der Zeugen Jehovas sind,
„die ernste Verantwortung verstehen, ihren Glauben an ihre Kinder
weiterzugeben und sie zu lehren, nach einer gesunden Moral zu leben“,
berichtete die Zeitung Yomiuri.
Im
Jahr 2000 entschied der Oberste Gerichtshof Japans, dass eine Person das Recht
hat, eine Bluttransfusion aufgrund ihrer religiösen Überzeugung abzulehnen.
Im
Jahr 2008 gaben die Japanische Gesellschaft für Transfusionsmedizin und
Zelltherapie und andere jedoch Richtlinien heraus, die besagen, dass
Bluttransfusionen bei Menschen unter 15 Jahren durchgeführt werden sollten,
wenn Lebensgefahr besteht, auch wenn sie oder ihre Eltern die Zustimmung
verweigern.
Ein
Verantwortlicher des japanischen Zweigs der Zeugen Jehovas erklärte, die gegen
sie erhobenen Vorwürfe seien falsch und irreführend.
„Es
gibt verzerrte Berichte und falsche Schlussfolgerungen, die nur auf Kommentaren
von verärgerten Personen beruhen, die früher mit [den Zeugen Jehovas] verbunden
waren, und solche Meinungen sind sachlich falsch“, berichtete die Zeitung
Asahi.
Laut der Website der Zeugen Jehovas gibt es in Japan 214.359 Prediger:innen, welche die Bibel lehren, und 2.893 Gemeinden.
159 berichten, als Zeugen Jehovas sexuell
missbraucht worden zu sein
Eine ehemalige Zeugin Jehovas sagte, sie sei als Kind von einem älteren Anhänger sexuell missbraucht worden. (Amane Shimazaki)
Laut einer von einer Gruppe von Ehemaligen durchgeführten Umfrage berichteten derzeitige und ehemalige Zeugen Jehovas über 159 Fälle von sexuellem Missbrauch durch Mitglieder, viele davon durch Personen in Führungspositionen.
Die Gruppe ehemaliger Anhänger der
zweiten Generation, die sich „JW child abuse damage archive“ nennt,
gab die Ergebnisse am 7. November an die zuständigen Ministerien und Behörden
weiter.
Für den 28. November ist eine
Pressekonferenz geplant.
Die Mitglieder der Gruppe hoffen,
dass das Problem als soziale Herausforderung untersucht wird und als Weckruf
für Menschenrechtsverletzungen dient, die auch in anderen Religionen vorkommen
können.
In der Umfrage, zu der die Gruppe im
Juli online aufgerufen hatte, gingen 159 gültige Antworten ein.
Fünfunddreißig Befragte gaben an, als
Minderjährige von Anhängern sexuell missbraucht worden zu sein.
Der sexuelle Missbrauch, dem sie
ausgesetzt waren, umfasste 24 Fälle, in denen sie „über der Kleidung oder
direkt am Körper berührt wurden“, 11 Fälle, in denen sie „in
Unterwäsche oder nackt betrachtet oder fotografiert wurden“, neun Fälle,
in denen „Lippen, Zunge oder andere Körperteile auf den Körper gelegt
wurden“ und vier Fälle, in denen sie „zum Sex gezwungen wurden“.
Die Befragten hatten die Möglichkeit,
mehrere Antworten auszuwählen.
Neunzehn der Befragten gaben an, dass
es sich bei dem Täter um ein Mitglied in einer Autoritätsposition handelte, z.
B. um einen „Ältesten“, der ein regionaler Leiter ist, und um einen
„Dienstamtsgehilfen“, der den Ältesten hilft.
Als sie sexuell missbraucht wurden,
waren sieben der Befragten Vorschulkinder, 19 waren Grundschüler und die
restlichen neun waren Schüler der Junior High School oder älter.
Unabhängig davon gaben 139 Befragte
an, dass ihnen für ihr Alter ungeeignete Veröffentlichungen mit sexuell
eindeutigem Material gezeigt oder Geschichten mit sexuell eindeutigem Material
erzählt wurden.
Diese Handlungen werden nach den Ende
letzten Jahres veröffentlichten Leitlinien des Sozialministeriums als sexueller
Missbrauch betrachtet.
Darüber hinaus gaben 42 Befragte an,
dass sie gezwungen worden waren, mit Ältesten und anderen Personen über ihre
sexuellen Erfahrungen vor einer offiziellen Ausschussanhörung zu sprechen.
Die internationale christliche
Glaubensgemeinschaft, die in den 1870er Jahren in den Vereinigten Staaten
gegründet wurde, predigt, dass vorehelicher Sex in der Bibel verurteilt wird.
Gegenüber der Zeitung Asahi erklärten
die Zeugen Jehovas: „Wir dulden keinen Kindesmissbrauch in irgendeiner
Form. Insbesondere der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine äußerst böse
Tat, und wir verabscheuen solche Taten“.
Laut der Website der Zeugen Jehovas
gibt es derzeit etwa 8,7 Millionen Mitglieder in 239 Ländern weltweit, mit etwa
214.000 getauften Mitgliedern in Japan.
In einem Interview sagte eine
38-jährige Befragte, sie sei im Alter von 9 bis 12 Jahren mehr als 100 Mal von
einem älteren Anhänger sexuell missbraucht worden.
Die ehemalige Anhängerin sagte, dass
sie sich jedes Mal deprimiert fühlte, wenn ein Diener der Zeugen Jehovas zu ihr
nach Hause kam. Ihre Eltern waren Mitglieder.
Der Mann, der damals etwa 25 Jahre
alt war, spielte mit ihr, und sie betrachtete ihn fast wie einen älteren
Bruder.
Als sie nicht mehr zur Schule ging
und tagsüber allein zu Hause blieb, begann der Mann, ihr zwei- bis dreimal pro
Woche Süßigkeiten zu bringen.
Eines Tages rieb der Mann ihren Bauch
über ihre Kleidung und fragte: „Geht es dir gut?“
Nach und nach begann er, seine Hände
unter ihre Kleidung zu stecken. Er berührte ihre Brüste, leckte über ihr
Gesicht und ihren Hals und küsste sie sogar.
Als sie etwa 12 Jahre alt war,
berührte er sie zwischen den Beinen.
Sie fühlte sich krank und hatte
Angst, aber sie konnte ihm nicht sagen, dass er aufhören sollte.
In Anbetracht seiner Stellung in der
örtlichen Gemeinde hatte sie das Gefühl, dass sie in Gefahr sein könnte, wenn
sich das herumspricht.
Die Frau lebte lange Zeit
zurückgezogen und zog von einem Job zum anderen. Sie wurde von zittrigen Händen
geplagt und hatte Schwierigkeiten zu schlafen.
Sie ist seit etwa zwei Jahren
beurlaubt, nachdem bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung und
Depressionen diagnostiziert worden waren.
„Sexueller Missbrauch an Kindern
sollte in der Gesellschaft nicht erlaubt sein, unabhängig von der Religion“,
sagte die Frau. „Ich möchte die Kirche fragen, wie sie Kinder schützen
will, wenn es innerhalb der Gemeinde sexuellen Missbrauch gibt“.
Miyako Shirakawa, eine Psychiaterin,
die Opfer von sexuellem Missbrauch behandelt, sagte, die Ergebnisse der Umfrage
seien wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs, aber sie seien von großer
gesellschaftlicher Bedeutung, da sie ein erster Schritt zum Verständnis des
tatsächlichen Ausmaßes des Problems seien.
„Ich war überrascht, dass so
viele Menschen in der Lage waren, sich zu äußern“, sagte sie.
Shirakawa hat Fälle von sexuellem
Missbrauch durch christliche Geistliche, entweder katholisch oder
protestantisch, einschließlich der Zeugen Jehovas, und durch buddhistische
Priester kennengelernt.
„Selbst wenn Opfer Missbrauch melden, wird ihnen oft nicht geglaubt, wenn der Täter eine Autoritätsposition innehat“, sagte sie. „Manchmal behindern auch religiöse Überzeugungen, wie etwa die, dass das Aussprechen von Missbrauch als Blasphemie und Verrat an der Kirche und Gott angesehen wird, die Offenlegung. Shirakawa sagte, dass die Zentralregierung oder eine dritte Organisation den Status von sexueller Gewalt in religiösen Gemeinschaften ermitteln sollte.
Umfrage: 80 % der Ex-Zeugen Jehovas haben eine „Kein-Blut-Karte“
Kotaro Tanaka, zweiter von links, ein Mitglied des Anwaltsteams, spricht am 20. November im Tokioter Bezirk Minato über die Ergebnisse der Untersuchung über angeblichen Kindesmissbrauch durch Mitglieder der religiösen Gruppe der Zeugen Jehovas. (Amane Shimazaki)
Im Rahmen einer Umfrage, die den
Missbrauch unter den Zeugen Jehovas dokumentiert, geben 81 Prozent der Anhänger:innen
der zweiten Generation an, Karten zu besitzen, die ihre Weigerung,
Bluttransfusionen zu erhalten, belegen.
Laut der Umfrage, die von einem Team
von Anwälten veröffentlicht wurde, gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an,
dass sie körperliche Misshandlungen, wie z. B. Auspeitschungen, erlebt haben.
„Es gibt Berichte, dass diese
missbräuchlichen Praktiken seit mehreren Jahrzehnten an verschiedenen Orten
durchgeführt werden, was auf eine Kontinuität und einen systematischen
Charakter (des Missbrauchs) hindeutet“, berichtete einer der Anwälte.
Kotaro Tanaka, ein Anwalt des
Untersuchungsteams, sagte auf einer Pressekonferenz am 20. November: „Die
Mitglieder wurden schon als Kinder missbraucht. Sie könnten noch
jahrzehntelang, manchmal ihr ganzes Leben lang, Menschenrechtsverletzungen
ausgesetzt sein.
„Es ist notwendig, diese ernste
Realität zu verstehen und als Gesellschaft Wege zu finden, den Missbrauch zu
stoppen“, sagte er.
Das Untersuchungsteam legte seinen
Bericht der Behörde für Kinder und Familien vor.
Ayuko Kato, Staatsministerin für Kinderpolitik,
sagte auf einer Pressekonferenz nach einer Kabinettssitzung:
„Kindesmissbrauch darf niemals toleriert werden, auch wenn er auf
religiösen Überzeugungen beruht.“
Die wichtigste Oppositionspartei, die
Demokratische Verfassungspartei Japans, veranstaltete am 20. November eine
Anhörung im Parlament, an der zwei ehemalige Mitglieder teilnahmen, die in
einer Familie von Zeugen Jehovas geboren wurden.
Einer von ihnen sagte aus, er sei ein
„Verbindungsmitglied zu einer medizinischen Einrichtung“ und habe
Anhänger:innen angewiesen, Bluttransfusionen abzulehnen, obwohl er keine
medizinischen Kenntnisse oder Qualifikationen besaß.
Das Juristenteam, das ehemaligen
Zeugen Jehovas sowie Kindern von Mitgliedern rechtlichen Beistand leistet,
führte die Umfrage über angeblichen Kindesmissbrauch im Zusammenhang mit den
religiösen Überzeugungen der Glaubensgemeinschaft durch.
Sie baten zwischen Mai und Juni um
Antworten von Anhängern und ehemaligen Anhängern über ihre Website und Experten
zum Thema Zeugen Jehovas der zweiten Generation. Insgesamt haben 581 Personen
geantwortet.
In der Umfrage wurde unter anderem
nach der Verweigerung von Bluttransfusionen, körperlichen Übergriffen wie
Auspeitschungen, Zwangspropaganda und Einschränkungen bei sozialen
Interaktionen gefragt.
In den Ende letzten Jahres
veröffentlichten Leitlinien des Gesundheits- und Wohlfahrtsministeriums, in
denen Kindesmissbrauch durch religiöse Eltern definiert wird, wurden all diese
Themen als Kindesmissbrauch eingestuft.
Einige der Fragen zielten auf
Menschen ab, die in Familien von Religionsanhängern geboren wurden. Das Team
befragte diejenigen, die unter 18 Jahre alt waren, als sie an den religiösen
Aktivitäten teilnahmen.
Mehr als 80 Prozent der Befragten
gaben an, dass sie entweder eine Karte zur Verweigerung von Bluttransfusionen
oder einen Ausweis besitzen, aus dem hervorgeht, dass die Eltern nicht wollen,
dass ihren Kindern Bluttransfusionen verabreicht werden.
Unter den Anhänger:innen wird das
Schlagen mit bloßen Händen, Linealen oder Gürteln als „Auspeitschen“
bezeichnet. Zweiundneunzig Prozent der Befragten gaben an, dass sie dies schon
einmal erlebt haben.
Außerdem gaben 96 Prozent der
Befragten an, dass sie an bestimmten Unterrichtsstunden und
Schulveranstaltungen nicht teilnehmen durften.
Als Reaktion auf die Studie erklärten
die Zeugen Jehovas gegenüber der Asahi Shimbun: „Wir zwingen Kindern
unsere Religion nicht auf und dulden keinen Kindesmissbrauch.“
(Dieser Artikel wurde von Amane Shimazaki, Senior Staff Writer, Ryuichi Kitano und Yuki Kawano geschrieben).
Kinder von Zeugen Jehovas legen Bericht über sexuellen Missbrauch vor
Ayuko Kato, für die Kinderpolitik zuständige Ministerin. Eine Gruppe von Zeugen Jehovas der zweiten Generation hat der Behörde für Kinder und Familie einen Bericht über sexuellen Missbrauch vorgelegt. | KYODO
Von Karin Kaneko
Eine Gruppe von Kindern der Zeugen
Jehovas (ehemalige Zeugen Jehovas der zweiten Generation, Anm. JZ Help) hat am
Dienstag einen Bericht über sexuellen Missbrauch innerhalb der religiösen
Organisation bei der Behörde für Kinder und Familien eingereicht und gefordert,
dass Maßnahmen ergriffen werden.
Der Bericht basiert auf einer
Umfrage, die vom JW Child Abuse Damage Archive in sozialen Medien durchgeführt
wurde. Er besagt, dass die häufigsten Täter sexuellen Missbrauchs
„einfache Zeugen“ und „Älteste“ waren. 35 der Befragten,
die zum Zeitpunkt des Missbrauchs minderjährig waren, gaben an, dass sie
glauben, von Mitgliedern der Organisation sexuell missbraucht worden zu sein.
„Während einer Zusammenkunft in
unserem Haus kam ein Zeuge in mein Zimmer, ließ uns allein, drückte mich auf
das Bett und hatte fast Geschlechtsverkehr mit mir“, sagte einer der
Befragten.
Solche Vorfälle ereigneten sich
zumeist in den Wohnungen der Opfer und in Versammlungssälen oder
Königreichssälen, die als Orte der Religionsausübung der Zeugen Jehovas dienen.
Mehr als 90 % der Übergriffe wurden von Mitgliedern derselben Versammlung
verübt, die sich regelmäßig traf.
Darüber hinaus wurden 42 Befragte,
darunter 15 Minderjährige, gezwungen, den Ältesten in einem Rechtsausschuss –
der die angeblichen Sünden eines Zeugen untersucht – von ihren sexuellen
Erfahrungen zu erzählen, und sie empfanden es als eine Form des sexuellen
Missbrauchs, über solche Dinge zu sprechen. Über 60 % der Befragten gaben an,
dass sie immer noch Schwierigkeiten haben, mit dieser Erfahrung fertig zu
werden.
Unter anderem gaben 139 Befragte an,
dass sie unangemessenen sexuellen Ausdrücken wie „Analsex“, „Sodomie“
und „Oralsex“ ausgesetzt waren, neben vielen anderen Dingen.
Insgesamt 137 Befragte berichteten, dass sie noch minderjährig waren, als sie
zum ersten Mal mit solchen Begriffen konfrontiert wurden, wobei 35 % der
Befragten sagten, sie seien unter 6 Jahre alt gewesen, und mehr als 80 %
sagten, sie seien unter 12 Jahre alt gewesen.
Nach Angaben des Ministeriums für
Gesundheit, Arbeit und Soziales gilt es als sexueller Missbrauch, „wenn
unter dem Deckmantel der Erziehung Materialien mit sexuell eindeutigem Inhalt
gezeigt oder mündlich weitergegeben werden, die für das Alter der Person
unangemessen sind“, und „wenn jemand gezwungen wird, mit Mitarbeitern
einer religiösen Organisation über persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit
seiner Sexualität zu sprechen“.
Das JW Child Abuse Damage Archive
führte die einmonatige Umfrage im Juli durch, indem es auf der
Social-Media-Plattform X um Antworten bat, wobei zwei Kinderpsychologen die
Ergebnisse überprüften. Es gingen 159 gültige Antworten ein.
Im Anschluss an die Umfrage wurden 11
Personen zwischen dem Ende der Umfrage und dem 18. Oktober sowohl online als
auch persönlich interviewt.
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag
sagte die Gründerin der Gruppe, die sich für das Pseudonym Michiko entschieden
hat, dass die Umfrage ins Leben gerufen wurde, weil nur wenige Anzeigen wegen
sexuellen Missbrauchs im Lande erstattet werden.
„Aber gleichzeitig gibt es
zahlreiche mutige Menschen, die ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen bei
den Zeugen Jehovas in den sozialen Medien teilen. Ich selbst bin eine
Überlebende von sexuellem Missbrauch in der Kindheit bei den Zeugen
Jehovas“, fügte sie hinzu.
Ein Ältester der Zeugen Jehovas der
zweiten Generation, der unter dem Pseudonym Yuuki auftritt, sagte, dass die
Leitung der religiösen Organisation im Umgang mit Berichten über sexuellen
Missbrauch nachlässig war und dass die Organisation sich darauf konzentrierte,
ihren Ruf zu wahren und die rechtliche Verantwortung zu vermeiden“.
„Innerhalb der Organisation gab
es eine Regel, Probleme nur dann anzusprechen, wenn es zwei oder mehr Zeugen
gab, was oft dazu führte, dass Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern, die
in einer Umgebung ohne Aufsicht durch Dritte stattfanden, außer Acht gelassen
wurden“, sagte Yuuki.
„In Japan besteht die Verpflichtung, Kindesmissbrauch den Kinderberatungsstellen zu melden, aber anstatt dass die Ältesten entscheiden, eine Meldung zu machen, besteht das Verfahren darin, zuerst die japanische Zweigstelle anzurufen, um sich beraten zu lassen. Das wirft Fragen über die Absichten der Organisation auf“, fügte er hinzu.
Ex-Zeugen-Jehovas können die Anhörungen zum vorehelichen Sex nicht vergessen
Der japanische Zweig der Zeugen Jehovas in Ebina, Präfektur Kanagawa (Amane Shimazaki)
Ehemalige Zeugen Jehovas sagten, dass sie immer
noch unter den aufdringlichen Fragen über ihre sexuellen Erfahrungen leiden,
die ihnen als Teenager von Leitern der religiösen Organisation gestellt wurden.
Bei der internationalen christlichen
Glaubensgemeinschaft werden die Mitglieder von regionalen Leitern, den so
genannten Ältesten, vor einem Justizkomitee verhört, wenn sie im Verdacht
stehen, gegen Regeln wie das Verbot von vorehelichem Sex zu verstoßen.
Zweiundvierzig derzeitige und ehemalige
Anhänger:innen gaben an, sie seien gezwungen worden, vor einer
Ausschussanhörung über sexuelle Erfahrungen zu sprechen, so eine Umfrage einer
Gruppe ehemaliger Anhänger der zweiten Generation, genannt „JW child abuse
damage archive“.
Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, dass
sie sich aufgrund der Ereignisse bei den Anhörungen in ihrem Leben immer noch
unwohl fühlen.
Eine ehemalige Anhängerin der zweiten Generation
in ihren 40ern sagte, sie sei bei einer Anhörung des Justizausschusses über
ihre Beziehung zu ihrem Freund befragt worden, als sie 18 war.
Während der zweistündigen Anhörung wurde sie
gefragt, wie oft sie Sex hatte und zu welchen Zeiten und an welchen Tagen dies
geschah.
Die Fragen betrafen Details wie die Anzahl der
Minuten, die er in sie eingedrungen ist, und ob sie Lust empfunden hat.
Die Frau sagte, sie sei angewidert und sogar
angeekelt gewesen, als sie beobachtete, wie die Ältesten zuhörten und sich
Notizen machten.
„Ich wusste zwar, dass es seltsam war, aber
ich habe mir auch irgendwie selbst die Schuld gegeben“, sagte sie.
„Ich möchte betonen, dass so etwas Bizarres nie passieren sollte.“
Ein 33-jähriger ehemaliger Anhänger der zweiten
Generation sagte, seine Mutter habe herausgefunden, dass er mit einer
Ungläubigen zusammen war, als er 16 Jahre alt war, und ihm gesagt, er solle zu
einer Komitee-Anhörung gehen.
In einem Raum in einer Versammlungshalle fragten
ihn vier Älteste unter anderem, mit welcher Art von Person er zusammen sei und
wann und wo er Geschlechtsverkehr gehabt habe.
Es war ihm peinlich und er fand es seltsam, dass
man ihn zwang, in der Öffentlichkeit über solche Dinge zu sprechen. Aber die
Atmosphäre erlaubte es ihm nicht, zu protestieren.
„Es war einfach abnormal, auch wenn es
religiösen Zwecken dient“, sagte der Mann.
Als Reaktion auf die Anschuldigungen erklärten
die Zeugen Jehovas gegenüber der Asahi Shimbun: „Es gibt keine speziellen
Verfahren zur Bestätigung (dessen, was die Anhänger vor dem Gerichtsausschuss
taten), und wir zwingen sie nicht, über ihre sexuellen Erfahrungen zu
sprechen.“
Die Gruppe zur Aufarbeitung von Kindesmissbrauch
bei den Zeugen Jehovas veröffentlichte am 28. November die Ergebnisse ihrer
Umfrage unter derzeitigen und ehemaligen Anhängern über sexuellen Missbrauch
und Belästigung innerhalb der Organisation.
Sie erhielt 159 gültige Antworten.
Siebenunddreißig Befragte gaben an, von Anhängern
sexuell missbraucht worden zu sein. Fünfunddreißig von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt
minderjährig.
Ein aktueller Zeuge Jehovas in seinen 40ern, der
als Ältester dient, nahm an der Pressekonferenz der Gruppe in Tokio teil.
„Die eigenen Regeln der Organisation haben dazu beigetragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sexueller Missbrauch leicht vorkommen kann, und auch die Hürde für die Opfer zu erhöhen, sich zu äußern“, sagte er in einem Interview.
„Anwälte in Japan gründen Organisation zur Unterstützung von Kindern von Anhängern der Zeugen Jehovas“ NHK – World Japan vom 20. November 2023 – Video in Englisch
„92 % have gotten whipped and 81 % held „No blood transfusion“ cards at Jehovah’s Witnesses“ NTV News 24 vom 21. November 2023 – Video in Englisch
Jehovas Zeugen und Datenschutz – welche Rechte besitzt man?
Am Samstag, den 04.11.2023 um 10 Uhr bietet der Verein JZ Help e.V. in Zusammenarbeit mit dem Rechtsanwalt Rainer Horbach (https://www.ra-horbach.de/) eine Infoveranstaltung zum Thema Datenschutz an. Gemeinsam mit Thomas Brand, Ansprechpartner für Datenschutz bei JZ Help e.V. wird sich diesem wichtigen Grundrecht gewidmet.
Immer wieder tauchen Fragen dazu auf, welche Daten bei den Jehovas Zeugen vorhanden sein mögen, welche Rechte man in diesem Zusammenhang besitzt und wie diese wahrgenommen werden können.
Wer Interesse hat, ist daher zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Dieser kann man kostenlos unter folgendem Link beiwohnen: https://lecture.senfcall.de/tho-zrx-9sa-ll4
Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich!
Wir freuen uns auf rege Teilnahme, Euer Team von JZ Help e.V.
NEU: Die wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages beziehen sich in einem Sachstand auf unsere Website. Es geht um fehlende Rechte von Betroffenen im Datenschutzrecht der Jehovas Zeugen in Deutschland, K.d.ö.R. Die verwendete Quelle -> hier
Sein eigener Onkel soll sich jahrelang sexuell an ihm vergriffen haben – das Umfeld der Zeugen Jehovas begünstigt das. So sieht es ein Aussteiger aus München. Hier erzählt er seine Geschichte.
Aktueller Artikel aus der Abendzeitung München! Von Rosemarie Vielreicher, erschienen am 20.10.2023