Australien 28.04.2020 – Die australische Regierung hat in einer Meldung mehr als 100 Institutionen aufgelistet – darunter auch Jehovas Zeugen –, die sich bisher nicht dem nationalen Entschädigungsfond für Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch angeschlossen haben. Die Regierung setzt nunmehr eine letzte Frist und droht finanzielle Strafen und den Verlust der Gemeinnützigkeit an.
Der Verwaltungsausschuss des australischen Entschädigungsfonds (Ministers‘ Redress Scheme Governance Board) hat seinen Standpunkt bekräftigt, dass es inakzeptabel ist, wenn Institutionen, die die Fähigkeit haben, dem Fond beizutreten, dies nicht tun. Der Ausschuss setzt sich dafür ein, dass so viele Betroffene von institutionellem sexuellem Kindesmissbrauch wie möglich Zugang zu Schadensersatz bekommen.
Institutionen, die in der Royal Commission oder in einem beim Fond eingegangenen Antrag genannt werden, müssen bis spätestens 30. Juni 2020 eine klare schriftliche Erklärung abgeben, in der sie ihre Absicht darlegen, dem Fond beizutreten. Von diesen Institutionen wird erwartet, dass sie dem Fond so bald wie möglich, spätestens jedoch bis zum 31. Dezember 2020 beitreten. Dieser zusätzliche Zeitraum spiegelt die maximale Zeit wider, die für den Abschluss des Eingliederungsprozesses benötigt wird, und berücksichtigt die veränderte Kapazität vieler Institutionen aufgrund der Coronavirus-Pandemie (COVID-19).
Es gibt keine Entschuldigung für Institutionen, die seit vielen Monaten wissen, dass sie in einem Entschädigungsantrag namentlich genannt wurden, aber den Beitritt verweigert haben. Wenn bis zum 30. Juni 2020 eine Institution ihre Absicht, dem Fond beizutreten, nicht signalisiert hat, werden sie unverzüglich vom Fond in Übereinstimmung mit den Rechtsvorschriften öffentlich benannt, und die Justiz wird weitere entsprechende Maßnahmen in Erwägung ziehen.
Dazu können finanzielle Sanktionen der Regierungen von Staaten, Territorien oder des Commonwealth, sowie Änderungen des Wohltätigkeitsstatus einer Organisation gehören. Die namentliche Bekanntgabe von Organisationen ist notwendig, um sicherzustellen, dass Personen, die Zugang zum Hilfsprogramm haben wollen, den Status der entsprechenden Institutionen kennen. Die Minister haben ebenfalls vereinbart, dass der Fond, wenn es nach Ablauf der Frist vom 30. Juni 2020 einen Antrag erhält, in dem eine bisher nicht namentlich genannte, nicht teilnehmende Institution gemeldet wird, mit dieser Institution Kontakt aufnimmt und ihr sechs Monate Zeit zum Beitritt gegeben wird.
Sollte diese Institution dem Programm nicht innerhalb der sechs Monate beitreten, wird die Institution in Übereinstimmung mit den Rechtsvorschriften öffentlich bekannt gegeben, und die Gerichte können andere angemessene Sanktionen erlassen. Dadurch erhalten Überlebende, die Opfer eines Missbrauchs in einer noch nicht namentlich genannten Einrichtung wurden, die Gewissheit, dass sie ihren Antrag zu einem späteren Zeitpunkt stellen können. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass die Organisationen den Beitrittsprozess nicht in die Länge ziehen können, was den Betroffenen noch mehr Schaden hätte zufügen können.
Darüber hinaus wird es Institutionen, die bereits an dem Fond teilnehmen, erlaubt sein, nach dem Stichtag des 30. Juni 2020 weitere Institutionen zu ihren teilnehmenden Gruppen hinzuzufügen.
Diese Maßnahmen stellen sicher, dass möglichst viele Hinterbliebene von institutionellem sexuellem Kindesmissbrauch über den 30. Juni 2020 hinaus Zugang zu Entschädigungen haben, während gleichzeitig gewährleistet wird, dass jene Institutionen, die ihre Pflicht gegenüber den Betroffenen nicht erfüllt haben, indem sie sich dem Fond nicht beigetreten sind, zur Verantwortung gezogen werden.
Der Beitritt zum Fond zeugt von einer starken organisatorischen Führung und dem Engagement, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der Ausschuss fordert alle relevanten Institutionen auf, sich so bald wie möglich auf dem Fond beizutreten.
Clifford Whiteley, 73, wurde wegen Straftaten inhaftiert, aber das Gericht teilte der Kirche mit, er habe sich geweigert, Einzelheiten darüber preiszugeben, was er ihnen erzählte.
Eine Gruppe der Zeugen Jehovas weigerte sich, der Polizei zu helfen, nachdem ein pädophiler Ältester ihnen gegenüber seine Taten gestanden hatte.
Clifford Whiteley, 73, hatte den Kindesmissbrauch in einem Zweig der Gemeinde in West Midlands zugegeben, nachdem er den Missbrauch vor mehr als zehn Jahren verübt hatte. Dem Gericht wurde bekannt, dass sich die Gruppe angeblich weigerte, Einzelheiten dieses Geständnisses der Polizei gegenüber offenzulegen – auf Grund des Datenschutzes.
Nach seiner Verhaftung durch die Polizei leugnete Whiteley zunächst seine Taten, bevor er sagte: „Mein Leben ist jetzt vorbei. Jehovas Zeugen können nicht lügen. Gott wird mich richten.“ Whiteley aus Ball Fields, Great Bridge, Tipton, wurde zu neun Jahren Haft vom Birmingham Crown Gericht verurteilt.
Er hatte sich zuvor des sexuellen Übergriffs auf ein Kind sowie drei weiterer schwerer Sexualdelikte schuldig bekannt. Bei der Urteilsverkündung sagte ihm Richter Paul Farrer: „Sie haben Ihre Religion benutzt, um Ihr Opfer davon zu überzeugen, dass es sich an Ihrem Fehlverhalten mitschuldig gemacht hat und haben versucht, es auf diese Weise zum Schweigen zu bringen, was Ihnen leider viele Jahre gelungen ist.“
Das Gericht erfuhr, dass das Opfer bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen war, während der Angeklagte ein Ältester in einer Gemeinde in West Midlands war. Die Staatsanwältin Kathryn Orchard sagte, das Opfer habe versucht, die Vergehen „auszublenden“. Doch nachdem sie enthüllt hatte, was mit ihr geschehen war, kam es zu einem Treffen mit weiteren Verantwortlichen der Religionsgemeinschaft, bei dem Whiteley die Anschuldigungen dementierte.
Frau Orchard berichtete, dass die Zeugen Jehovas ebenfalls eigene Untersuchungen eingeleitet hätten und der Angeklagte gestanden habe. Doch als die Polizei später nach den Einzelheiten von Whiteleys Aussagen fragte, weigerte sich die Gruppe, diese preiszugeben. Frau Orchard zufolge hatte der Angeklagte auch keine Fragen der Polizei beantwortet.
Der Richter wies darauf hin, dass das Opfer schwere psychische Schäden erlitten habe und dass diese dauerhaft seien. Die Verteidigerin, Sharon Bailey, sagte, Whiteley habe eine Reihe von gesundheitlichen Problemen, die sich mit der Zeit verschärfen würden. Sie erklärte, er sei nicht dafür verantwortlich gewesen, dass die Zeugen Jehovas sich weigerten, sein Geständnis preiszugeben. Das war eine Entscheidung, die angeblich aus Datenschutzgründen getroffen wurde.
Älteste der Zeugen Jehovas weigern sich, mit den Strafbehörden zusammenzuarbeiten. Das ist jedoch kein Einzelfall, sondern genau so vorgegeben in den Anweisungen an die Ältesten im Religionsrecht.
Weltweit. Anstatt die Mitglieder zur Nächstenliebe und Befolgung biblischer Maßstäbe aufzufordern, wie z.B. „nach Witwen und Waisen in ihrer Drangsal zu sehen“ (Jakobus 1:27), steht die Mitgliederwerbung und Indoktrination an erster Stelle.
Überall rücken Menschen näher zusammen und sind besorgt umeinander. Selbst in den sonst anonym gewordenen Großstädten ist eine Welle der Solidarität zu spüren. Es wird kosten- und selbstlos Hilfe geboten. Beispiele finden sich an Haustüren, schwarzen Brettern, Litfaßsäulen, Ampel- und Laternenmasten, in sozialen Netzwerken, usw. Ein Anruf genügt und fremde Menschen gehen kostenlos und in Vorkasse für Hilfsbedürftige einkaufen.
Während sich in der Gesellschaft immer neue Formen der Solidarität und Hilfe finden lassen, sind Jehovas Zeugen besorgt, Mitglieder zu verlieren. Es wird verstärkt darauf fokussiert, Mitglieder online zu erreichen, so dass sie der Indoktrination weiterhin zugänglich bleiben. Diese erfolgt über Ansprachen und in Vorträgen auf deren Internetseite (jw.org) und die Apps.
Hier ein Ausschnitt aus den neusten Nachrichten der Jehovas Zeugen:
In Rom zum Beispiel lebt eine 94-jährige Schwester, die sich 1952 taufen ließ. Schon vor der Pandemie konnte sie das Haus nicht mehr verlassen und auch nicht an den Zusammenkünften ihrer Versammlung teilnehmen. Sie sah sich das Programm auf JW Stream an. Jetzt, wo die Ältesten ihrer Versammlung die Zusammenkünfte per Videokonferenz durchführen, kann sie wieder die Brüder und Schwestern ihrer eigenen Versammlung hören und sehen.
Es irritiert, dass in diesem Beispiel ganz grundlegende Bedürfnisse dieses Gemeindemitglieds gar nicht zur Sprache kommen: Die zunehmende Einsamkeit, wenn Besuche nicht mehr möglich sind, die Frage, ob möglicherweise die Angehörigen Unterstützung brauchen, vielleicht sollten sie selbst das Haus ja auch nicht mehr verlassen? Wie immer, wenn es bei der Wachtturm-Organisation um angebliche Hilfe oder vermeintlichen Trost geht, steht nicht der betroffene Mensch im Zentrum, sondern die Organisation. Natürlich kann man sich gut vorstellen, dass diese alte Dame sich gefreut haben mag, Menschen aus ihrer Versammlung in der Videokonferenz zu sehen. Nur fragt man sich, wo wohl all diese Brüder und Schwestern bisher gewesen sind.
Menschen mit Zeugen Jehovas-Vergangenheit sind auf die Katastrophe, auf Harmagedon hinsozialisiert worden. Wenn eine reale Krise auftritt, erleben die meisten noch stärkere Ängste als andere. Hier findest du Fakten gegen Ängste! Und ein paar Gedanken dazu, wie die aktuelle Situation zu Corona (ehemalige) Zeugen Jehovas zusätzlich betreffen kann.
Hilfreiche Fakten
Die Corona-Krise stellt eine enorme Herausforderung dar: Für die Älteren unter uns und jene mit gesundheitlichen Belastungen kann eine Erkrankung sehr gefährlich sein, alle müssen wir uns neu organisieren und viele von uns fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz – wir erleben eine absolute Ausnahmesituation. Viele (ehemalige) Zeugen Jehovas dürften sie jedoch als noch krisenhafter erleben.
Hast Du Angst?
… dass das Coronavirus SARS-CoV-2 und die damit verbundene COVID-19-Pandemie („Seuche“), eine Bestätigung ist, dass wir in den letzten Tage leben (Lukas 21:11; 2. Timotheus 3:1-5)?
… dass Lebensmittelknappheit ein Zeichen für die letzten Tage ist (Matthäus 24:7; Lukas 21:11; Offenbarung 6:5, 6)?
… COVID-19 eine Bestätigung ist, dass der apokalyptische Reiter des fahlen Pferdes unterwegs ist (Offenbarung 6:8)
Hier einige Fakten!
Vier Beispiele, die verdeutlichen, dass wir weder in den letzten Tagen noch in einer schlechter werdenden Welt leben:
Hungersnöte kommen und gehen. Keineswegs lässt sich seit den 1860ern – und schon gar nicht seit 1914 – ein Anstieg nachweisen. Im Gegenteil, insbesondere im Verhältnis zur Entwicklung der Weltbevölkerung, zeigt sich ein eindeutiger Rückgang an Hungersnöten.
Hungersnöte kommen und gehen. Keineswegs lässt sich seit den 1860ern – und schon gar nicht seit 1914 – eine Zunahme der jährlichen Sterblichkeit nachweisen. Im Gegenteil, es zeigt sich ein eindeutiger Rückgang der Sterberate!
Was sagen hingegen Jehovas Zeugen?
…DER REITER DES SCHWARZEN PFERDES
[…] Dieser Reiter steht für Hunger. […]
Gibt es Beweise dafür, dass der Reiter des schwarzen Pferdes seit 1914 unterwegs ist? Absolut! Man schätzt die Zahl der Hungertoten im 20. Jahrhundert auf 70 Millionen! In einem Bericht hieß es: „Mehr Menschen sterben jährlich an Hunger als an Aids, Malaria und Tuberkulose zusammen.“ In einem anderen Bericht hieß es, dass „805 Millionen Menschen — rund jeder Neunte der Weltbevölkerung — im Zeitraum von 2012 bis 2014 chronisch unterernährt waren“. Trotz vieler aufrichtiger Bemühungen, die Lage zu verbessern, stürmt der Reiter des schwarzen Pferdes unaufhaltsam weiter.“
Laut Wahrnehmung (insbesondere in „reichen“, „westlichen“ Staaten) hat der Anteil der Menschen in extremer Armut in den letzten 20 Jahren zugenommen. Allerdings: dies ist FALSCH.
Die konträre Realität zur mehrheitlichen Wahrnehmung zeigt sich in der nächsten Abbildung.
COVID-19 Pandemie: Stand 07.04.2020 – Aktuelle Daten siehe visualcapitalist.com
Kernaussage
Seuchen / Pandemien kommen und gehen seit hunderten von Jahren. Wir müssen sie ernst nehmen. Wissenschaft trägt dazu bei, sie zu erforschen und uns zu schützen.
Erdbeben sind singuläre Ereignisse. Ein Trend bzgl. Zu- oder Abnahme lässt sich nicht nachweisen.
Was sagen Jehovas Zeugen?
Die Antwort der Bibel
Die Bibel beschreibt Ereignisse und Zustände, an denen der „Abschluss des [gegenwärtigen] Systems der Dinge“ — auch bekannt als „Ende der Welt“ — zu erkennen wäre (Matthäus 24:3, Einheitsübersetzung). Die Bibel nennt diese Periode „Zeit des Endes“ oder auch „letzte Tage“ (Daniel 8:19; 2. Timotheus 3:1). Hier einige herausstechende Merkmale der Endzeit: […] – schwere Erdbeben (Lukas 21:11) – Seuchen und Epidemien (Lukas 21:11) […]
Naturkatastrophen verzeichnen viele Tote. Eine Tendenz hinsichtlich Verschlechterung seit den letzten Jahrzehnten lässt sich nicht erkennen. Im Gegenteil! Verbesserungen der Lebensbedingungen (siehe 4.Allgemeine Lebensbedingungen), Hygiene, stabilere Wohnhäuser und, und, und… tragen dazu bei.
So schlimm Tode durch Naturkatastrophen sind. Die Anzahl im Vergleich zu allgemeiner Sterblichkeit schwankt zwischen 0 bis 0,4%!
4. Allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen
Nichts deutet auf eine Verschlechterung der Welt, hingegen ALLES auf eine Verbesserung (Statistische Schwankungen und Einzelschicksale bedeuten nicht das Gegenteil)
Es gibt nach wie vor starke globale Unterschiede der Lebensbedingungen, ABER: in allen Bereichen haben sich die Zustände seit 1800 kontinuierlich enorm verbessert.
Muss wirklich insbesondere die Anzahl der Toten durch Naturkatastrophen (Natural disasters) herausgestellt werden? Naturkatastrophen stehen an letzter Steller in obiger Grafik!
Harmagedon, so die Doktrin, steht unmittelbar bevor, es ist so nah, dass sich höhere Bildung für junge Menschen nicht mehr lohnt und Gläubige stattdessen möglichst viele Menschen «retten» sollen. Für die religiöse Praxis wenden Zeugen Jehovas 17.5 Stunden pro Woche auf – neben Beruf und Familie. Mit anderen Worten: Zeugen Jehovas leben in einem permanenten Ausnahmezustand, die Krisensituation ist sozusagen ihr Default-Modus. Das kommt nicht von ungefähr.
Schon ganz kleine Kinder werden mit Bildern vom Untergang, von Tod und Zerstörung verängstigt. Die Hauptbotschaft von Wachtturm-Medien ist: Sei folgsam, damit du überlebst. Oder anders ausgedrückt: Wenn Du nicht gehorchst, stirbst Du fürchterlich. Oder du verlierst alle Menschen, die du liebst. Und das ist keine leere Drohung. Jedes Zeugen Jehovas-Kind hat erlebt, dass Menschen verschwinden: ein Geschwister, ein Onkel oder gar ein Elternteil, mit denen jeder Kontakt abgebrochen wurde. Zeugen Jehovas-Kindern wird Angst regelrecht ankonditioniert. Angst ist die Grundlage des Glaubens an die Vernichtung und die Folge davon.
In der Versammlung, im Heimbibelstudium oder bei Sommer-Kongressen – es geht permanent um das bevorstehende Weltende, seit mehr als 140 Jahren. Jede reale Krise wird genutzt um klarzumachen, dass wir in den letzten Tagen leben, gar in den letzten der letzten Tage, so Lett im jüngsten Broadcasting-Beitrag. Reale Krisen scheinen Jahrzehnte geistiger Ausgangssperre zu legitimieren. Und es gab viele Krisen und fürchterliche Kriege – aber kein Weltende. Weder 1914, noch 1925, noch 1975, noch per Jahrtausendende, noch nach dem Tod der 1914 Geborenen.
In der Playlist sind weitere Videos zu Harmagedon und Endzeiterwartung
Stephen Lett, Mitglied der Leitenden Körperschaft der Jehovas Zeugen erklärt angesichts der COVID-19 Pandemie, „wir leben zweifellos in der Schlussphase der Schlussphase, kurz vor dem letzten Tag der letzten Tage“.
Seit der Corona-Krise prangt auf der Website der Organisation ein angsteinflößendes Bild der vier apokalyptischen Reiter und es heißt, die Prophezeiung über den Reiter des fahlen Pferdes, der «für Seuchen und Todesursachen» stehe, würden sich erfüllen. Das ist falsch, wie oben ausgeführt wurde.
Bilder von Krankheit und Ansteckung im Sprachgebrauch
Richtig scheint jedoch zu sein, dass für die Wachtturm-Organisation die Corona-Krise eine besonders «gute» Krise ist. Nicht nur, weil die vielen Skandale um Kindesmissbrauch und die aktuellen Untersuchungen dazu in den Hintergrund treten. Sondern auch, weil extreme Sekten häufig über zwei Sektenmerkmale verfügen: 1. Die extreme Beschränkung der Zeit bis zum Weltende. Damit kann man Menschen besonders gut unter Druck setzen und ängstigen. 2. Bilder von Krankheit und Ansteckung. Die aktuelle Pandemie kann von der Wachtturm-Organisation nicht nur als «Zeichen» für die letzten Tage herangezogen werden. Sie verkörpert vielmehr das verseuchte Sündige oder ansteckende Böse, von dem Zeugen Jehovas täglich gewarnt werden.
Das Bild einer großflächigen ansteckenden Erkrankung aktiviert in (ehemaligen) Zeugen Jehovas unvergleichlich mehr negative Bilder, Vorstellungen, Assoziationen und Gefühle als bei anderen Menschen. Es gibt Dutzende von Sprachbildern im Sprachgebrauch der Wachtturm-Organisation rund um Ansteckung und Krankheit. Allein schon der Begriff «Welt» hat, so wie darüber gesprochen wird, etwas Toxisches. Es ist schwer über «Weltmenschen» nachzudenken, ohne leicht zu frösteln, während einem beim Begriff «Abtrünnige» kalte Schauer über den Rücken laufen.
Extreme sektenhafte Gruppen arbeiten mit (Sprach-)Bildern, denen sich Menschen nur schwer entziehen können und instrumentalisieren damit ursprüngliches emotionales Erleben: Alle Menschen fürchten sich vor Krankheit, niemand mag fauliges Essen. So gibt es denn in der Wachtturm-Literatur unzählige Bilder wie das des faulen Apfels, der die anderen Äpfel ansteckt und natürlich für sündiges Verhalten steht, das ansteckend sein soll. Über Abtrünnigkeit wird gesprochen, als wäre sie eine hochansteckende Krankheit, welche zum Tode führt. Abtrünnige werden nicht nur verächtlich behandelt, sondern oft auch wie Todkranke, die sterben werden, beschrieben.
Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.
Du kannst keinen Umgang mit Menschen pflegen, die schlechte Gewohnheiten haben, ohne dass du nachteilig beeinflusst wirst. Die biblischen Grundsätze werden sich auch an dir bewahrheiten. Wie ein fauler Apfel gute Äpfel, zwischen denen er liegt, mit der Zeit ansteckt, so werden Personen, die mit schlechten Menschen Umgang pflegen, von diesen angesteckt. Man kann Gott keine Lüge nachweisen; sein Wort ist Wahrheit. – Joh. 17:17.
Angenommen, ein Arzt schärft dir ein, dich strikt von einer Person fernzuhalten, die an einer ansteckenden, tödlichen Krankheit leidet. Dir wäre völlig klar, was der Arzt dir sagen will, und du würdest dich gewissenhaft daran halten. Über Abtrünnige sagt die Bibel, dass sie „geistig krank“ sind und andere mit ihrem treulosen Gedankengut infizieren wollen (1. Tim. 6:3, 4). Jehova, der beste „Arzt“, rät uns dringend, jeden Kontakt mit ihnen zu meiden. Uns ist klar, was er damit meint. Fragen wir uns: Bin ich fest entschlossen, konsequent auf seine Warnung zu hören?
Ausgehend von diesen Bildern muss man schließen, dass bei Zeugen Jehovas permanenter Seuchen-Alarm herrscht: Sünde ist ansteckend und kann viele infizieren. Für Sündeinfizierte wird totale Isolation gefordert, welche sogar ein Grußverbot umschließt. Es gibt für solchermaßen Abgesonderte auch keinerlei Hilfe oder Mitgefühl, in jedem Fall gilt: strikte Meidung. Mit diesen Angesteckten oder gar Todkranken gibt es auch keine Solidarität, denn sie haben den Tod verdient.
Diese Bilder und diese Erfahrungen machen es nicht einfacher, in einer wirklichen Krise Vertrauen zu haben, dass alles gut kommt, dass Solidarität jene auffangen wird, die es nötig haben. Vielmehr ist es absolut verständlich, dass viele (ehemalige) Zeugen Jehovas in der aktuellen Situation großen Stress und Ängste erleben. Auch wenn man die eigene neuronale Vernetzung nicht einfach löschen kann, kann man sie doch verändern, wenn man darüber nachdenkt oder darüber spricht. Das macht man ja auch in einer Psychotherapie, einer Selbsthilfe-Gruppe oder im Austausch mit anderen Betroffenen. Und selbstverständlich sind dabei auch Fakten hilfreich.
Auf den Punkt gebracht
Abschließend einen Ausschnitt aus der der berühmten Rede von Konrad Franke, in der er das Weltende im Jahr 1975 vorhersagt, gefolgt von einer Sequenz zum Thema Lügen aus einem der berüchtigten WT-Kinderfilme. Danach eine Episode aus einer Rede von Thomas Fiala und schließlich, sozusagen als Fazit, eine Nummer des Kabarettisten Volker Pispers.
Als Opferschutz- und Hilfsorganisation fordern wir die lückenlose und systematische Aufklärung und Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe, Kindesmissbrauch vertuscht und Opfer nicht adäquat behandelt und geschützt zu haben.
Wir fordern, die Aufarbeitung mit Hilfe externer Experten/innen anhand des Leitfadens der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Deutschlands vorzunehmen und damit den Schutz der Kinder und die Entschädigung für Opfer in den Fokus zu nehmen.
An Jehovas Zeugen KdöR / Zweigbüro Zentraleuropa Vorstand
Neben dem bedrückenden Bericht aus den Niederlanden gibt es weitere Untersuchungsergebnisse, wie z.B. von der Royal Commission in Australien, die weltweit auf deutliche Missstände bei Jehovas Zeugen in der Behandlung von Kindesmissbrauch hinweisen. Auch uns liegen 50 Berichte Betroffener zu dieser Problematik vor.
Als Opferschutz- und Hilfsorganisation fordern wir die lückenlose und systematische Aufklärung und Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe, Kindesmissbrauch vertuscht und Opfer nicht adäquat behandelt und geschützt zu haben. Auch wenn in jüngster Zeit einige Verbesserungen in Ihrem Religionsgesetz eingeführt wurden, reichen diese bei weitem nicht aus.
Deshalb fordern wir Sie auf, die Aufarbeitung jetzt mit Hilfe externer Experten/innen anhand des Leitfadens der Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Deutschlands vorzunehmen und damit den Schutz der Kinder und die Entschädigung für Opfer in den Fokus zu nehmen. Gerne bieten wir hierzu unsere Hilfe und Expertise an.
Da Sie sich in Ihrem Religionsgesetz vorgeblich auf die Bibel stützen, möchten wir Sie im Sinne der Opfer, die zum Tatzeitpunkt verletzliche Kinder waren, auf folgenden Bibelspruch hinweisen: „In dem Maße, wie ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ Matth. 25:40 (NWÜ)
Über eine positive Antwort würden wir uns sehr freuen.
Die Untersuchung zum Kindesmissbrauch bei Jehovas Zeugen wurde durch die Niederländische Regierung in Auftrag gegeben. Jehovas Zeugen haben versucht, die Veröffentlichung des Berichts gerichtlich zu stoppen, mussten jedoch eine juristische Niederlage einstecken. Der Bericht über jahrelangen Missbrauch darf veröffentlicht werden.
Inzwischen wollen Jehovas Zeugen gegen den Bericht gerichtlich vorgehen wie rtv drenthe am 23.01.2020 schreibt (deutsche Übersetzung).
Pressestimmen
Universität Utrecht stellt Bericht vor – Jahrelanger Missbrauch der Zeugen Jehovas gerichtlich bestätigt Tagesspiegel, 23.01.2020
In den Niederlanden ist ein Bericht über sexuellen Missbrauch bei den Zeugen Jehovas veröffentlicht worden. Das wurde von einem Gericht entschieden. Die Gemeinschaft hatte sich gegen eine Veröffentlichung gewehrt. religion.orf.at, 24.01.2020
Wir sind weiterhin besorgt darüber, dass die Zeugen Jehovas den Ernst des Problems immer noch nicht erkennen. Das zusammenfassende Verfahren zur Verhinderung der Veröffentlichung des Berichts unterstreicht unsere Besorgnis. Reclaimed Voices, Presseerklärung
Landtag von Baden-Württemberg – Antrag der FDP/DVP: Aktuelle Erkenntnisse im Hinblick auf den Status der Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts
Am 12. Dezember 2019 hat der Abgeordnete Dr. Ulrich Goll mit anderen Abgeordneten der FDP/DVP-Fraktion einen Antrag an den Landtag von Baden-Württemberg (zu finden unter 11.02.2020) eingereicht mit dem Thema „Aktuelle Erkenntnisse im Hinblick auf den Status der Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts“.
Damit wird der Landtag aufgefordert zu beschließen, dass die Landesregierung über die eingereichten 15 Fragen berichten soll, die sich hauptsächlich mit der Rechtstreue der Jehovas Zeugen beschäftigen. Die Antragsteller beziehen sich dabei auf das auch uns vorliegende Experten-Gutachten.
Am 11. Februar 2020 hat nunmehr die Landesregierung sehr ausweichend geantwortet, leider ohne auf die vorgebrachten Punkte tatsächlich inhaltlich eingegangen zu sein. Die FDP/DVP-Fraktion hat uns mitgeteilt, dass sie diese Stellungnahme so nicht akzeptieren werden.
Um die Anfrage zu unterstützen, können Sie sich gerne an die Antragsteller der Anfrage wenden, insbesondere wenn Sie aus dem Bundesland Baden-Württemberg kommen.
Der Vorstandsvorsitzende des Vereins Udo Obermayer berichtet über Aktivitäten und Erreichtes im Jahresbericht 2019.
So haben wir das Informationsangebot auf unserer Website jz.help zu den Problemfeldern und Hilfsangeboten deutlich ausgebaut. Auch unsere Forderungen an Jehovas Zeugen haben wir klar und deutlich formuliert. Gleichzeitig ist es uns auch gelungen wesentlich mehr Menschen zu erreichen und damit auch bedeutend mehr Betroffenen Hilfe zukommen lassen.
Weitergehende Informationen zu einzelnen Punkten aus dem Video finden Sie hier:
ARD berichtet, gut recherchiert, im Europamagazin und als Schwerpunkt in der Tagesschau, wie offenbar strikte Machtstrukturen, Kindesmissbrauch bei Jehovas Zeugen begünstigt haben könnten: Knapp 100 Fälle von mutmaßlichem sexuellen Missbrauch sind in Belgien ans Licht gekommen – die Opfer berichten von enormem Druck, nicht in Kontakt mit Justiz und Polizei zu treten
Weitere Infos über das weltweite Problem des Kindesmissbrauchs bei Jehovas Zeugen finden Sie hier.
29.08.2019 Die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania hat unseren YouTube-Kanal und unseren Instagram-Account sperren lassen wegen angeblicher Markenrechtsverletzungen. Es ist zu befürchten, dass weitere Internet-Auftritte davon betroffen sein werden.
Wir widersprechen dieser angeblichen Markenrechtsverletzung auf das Schärfste .
Wir freuen uns einerseits, dass unsere Arbeit sogar bis in die USA registriert wird, da wir uns überwiegend an ein deutsches Publikum wenden. Andererseits zeigt diese Vorgehensweise auch, wie Jehovas Zeugen mit allen Mitteln versuchen, Kritiker und Aufklärer auszuschalten.
Bitte unterstützen Sie uns in unserem Bemühen weiterhin über Jehovas Zeugen und andere Sekten aufzuklären und deren Opfer zu beraten und ihnen zu helfen. Gerade in der aktuellen Situation sind wir auf ihre Spenden angewiesen.
Allen, die uns bereits unterstützen, möchten wir vielmals danken!