Aktualisiert: 20. September 2021
New Daily berichtet am 10.09.2021: Jehovas Zeugen haben sich, nach der Androhung von finanziellen Sanktionen, nunmehr doch dem australischen Entschädigungsfond (National Redress Scheme) für sexuellen Kindesmissbrauch angeschlossen.
Liste der teilnehmenden Organisationen
Aktualisiert: 29. Oktober 2020
Rechenschaftsbericht des australischen Premiers Scott Morris anlässlich des zweiten Jahrestages der Entschuldigung gegenüber Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch in Organisationen
Scott Morris sprach anlässlich des Zweiten Jahrestages der Nationalen Entschuldigung gegenüber den Opfern von Kindesmissbrauch in Organisationen vor dem Parlament. Er entschuldigte sich noch einmal bei den Betroffenen und legte Rechenschaft ab, was die Regierung seit der Veröffentlichung des Schlussberichtes der Royal Commission 2017 an Maßnahmen bereits umgesetzt hat bzw. noch plant. Zentral ist ein Entschädigungsprogramm, an dem sich unterdessen 158 Organisationen beteiligen und für welches die Regierung weitere Millionen bereitstellt. Morris nennt namentlich vier Organisationen, die sich weigern, daran teilzunehmen – darunter die Zeugen Jehovas.
Am 22. Oktober 2020 hielt der australische Premierminister Scott Morris eine Rede: Anlässlich des zweiten Jahrestages der Nationalen Entschuldigung an die Überlebenden und Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch in staatlichen und nicht staatlichen Organisationen. Hier ist das englische Transkript der Rede, unten findet sich die deutsche Übersetzung. Morris erinnerte an die schweren Verbrechen gegen Kinder, welche die Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse, die über 4000 Betroffene anhörte, aufzeigte.
2018 entschuldigte sich Scott Morris als Staatoberhaupt im Namen des australischen Volkes bei den Betroffenen und verabschiedete einen Maßnahmenplan. Dazu gehört ein Entschädigungsprogramm, an dem sich unterdessen 158 Organisationen beteiligen. Jene Organisationen, welche von der Royal Commission untersucht wurden, hatten die Auflage, am Entschädigungsprogramm teilzunehmen, so auch die Zeugen Jehovas.
Öffentliche Rüge der Zeugen Jehovas – s. auch Artikel in Perth Now mit deutscher Übersetzung
In der Rede vom 22. Oktober 2020 zeigt Morris auf, wo die verschiedenen Maßnahmen stehen. Dabei nennt er jene vier Organisationen, welche sich auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht am Entschädigungsprogramm beteiligen – u.a. die Zeugen Jehovas. Siehe dazu diesen Ausschnitt aus der Rede. Die Regierung, so Morris, beschließe gerade mögliche Sanktionen, so auch die Aberkennung des Status als gemeinnützige Organisation.
Ein Argument der Jehovas Zeugen Australien ist, dass der Missbrauch nichts mit der Gemeinschaft zu tun habe. Im Abschlussbericht der Royal Commission, im Band 16 auf S. 352 heißt es jedoch, dass alle befragten 70 Personen angaben, Missbrauch während religiöser Aktivitäten oder im Königreichsaal (places of worship) erlebt zu haben.
Die Royal Commission
Die Australian Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse war eine 2013 eingesetzte staatliche Untersuchungskommission, welche den Umgang von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen mit sexuellem Kindesmissbrauch untersuchte. Ab 2013 hörte sie Betroffene von Missbrauch an und befragte Verantwortliche, wobei sie über weitreichende Befugnisse verfügte.
So war es das erste Mal, dass die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas gezwungen war, ihre internen Daten zu mutmaßlichen Sexualstraftaten offenzulegen, 70 Betroffene wurden angehört (Band 16 des Schlussberichtes S. 51). Ein Mitglied der Leitenden Körperschaft, Geoffrey Jackson wurde ebenso befragt wie verschiedene Älteste und Führungspersonen, etwa Terrence O’Brien, einer der Leiter der Zeugen Jehovas Australien – sowohl zu den allgemeinen Abläufen als auch zum konkreten Vorgehen bei Missbrauchsfällen.
Zur Untersuchung der Zeugen Jehovas gibt es die Case Study Nr. 29, worin die Royal Commission in zwei Fallbeispielen nicht nur die Betroffenen anhört, sondern auch damals zuständige Älteste sowie weitere Verantwortliche befragt und anhand dieser konkreten Fälle den Umgang der Organisation der Zeugen Jehovas mit sexuellem Kindesmissbrauch nachzeichnet. Zur Case Study 29 gibt es einen Bericht, in dem Empfehlungen formuliert werden. In einer zweiten Case Study Nr. 54 fokussierte die Royal Commission speziell auf Strukturen und Abläufe.
Die Royal Commission schloss ihre Untersuchungen 2017 mit einem mehrere Bände umfassenden Schlussbericht ab, worin sie Empfehlungen zuhanden der Organisationen und Regierung aussprach. Empfehlungen bezüglich der Zeugen Jehovas finden sich im Bericht zur Case Study 29 sowie in Band 16 des Schlussberichtes ab S. 51 ff. sowie auf S. 77. Konkret sind das: 1. Aufgabe der Zwei-Zeugen-Regel bei Verdacht auf Kindesmissbrauch, 2. Einbezug von Frauen in organisationale Abläufe im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch, 3. Aufgabe von Ächtung.
Australien, Sunday Mail – 14.06.2020 von Natalie O’Brien – „Jehovah’s hiding money – sex-abuse victims attack evasive actions“
Deutsche Übersetzung des Artikels:
„Jehovas Zeugen verschieben Geld – Opfer von sexuellem Missbrauch greifen Ausweichmanöver an“
28.04.2020 Die australische Regierung hat in einer Meldung mehr als 100 Institutionen aufgelistet – darunter auch Jehovas Zeugen –, die sich bisher nicht dem nationalen Entschädigungsfond für Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch angeschlossen haben. Die Regierung setzt nunmehr eine letzte Frist und droht finanzielle Strafen und den Verlust der Gemeinnützigkeit an. (weitere Informationen)
PRObono Australia, 28.02.2019 – Die australische Regierung hat mehr als 100 Institutionen – darunter Jehovas Zeugen – aufgelistet, die sich bisher nicht dem nationalen Entschädigungsfond für Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch angeschlossen haben. Sie fordern Organisationen zu bestrafen, die sich weigern, sich zu registrieren.
Sozialminister Paul Fletcher sagte am Donnerstag, die Regierung werde eine Liste von Institutionen führen, die sich dem Fond nicht angeschlossen haben, um der Öffentlichkeit und den Überlebenden, die Entschädigungszahlungen beantragen wollen, Transparenz zu bieten.
Das Programm bietet Opfern von Missbrauch eine Entschädigungszahlung von bis zu 150.000 US-Dollar, Zugang zu psychologischer Beratung und auf Wunsch eine direkte persönliche Antwort der zuständigen Institution.
Hier geht es zur deutschen Übersetzung des Artikels.
Weitere Infos zu Kindesmissbrauch bei Jehovas Zeugen finden Sie hier.